Schulenburg, Friedrich Wilhelm Christoph Daniel Graf von der
geb. 02.01.1843 Angern,
gest. 24.03.1921 Angern,
Jurist, Landrat, Gutsbesitzer.

Der Sohn des Edo Friedrich Christoph Daniel Graf von der S. erhielt seine Ausbildung bis 1862 in der Klosterschule Roßleben und studierte danach Rechtswissenschaften an den Universitäten Göttingen und Berlin. 1866 nahm er am deutschen Feldzug gegen Österreich, 1870/71 auch am Feldzug gegen Frankreich teil (Eisernes Kreuz II). 1867 trat er die juristische Beamtenlaufbahn beim Kreisgericht in Berlin an, war bis 1874 als Gerichtsreferendar beim Appellationsgericht Frankfurt/Oder und bei der Königlichen Regierung zu Magdeburg tätig. Danach wurde er als Richter bei verschiedenen Kreisgerichten eingesetzt. Ende 1877 in den allgemeinen Staatsdienst übernommen, betraute man ihn Anfang 1878 mit der Regierung des Landkreises Eckartsberga im Regierungsbezirk Merseburg; im April 1879 wurde er zum Landrat dieses Kreises berufen. 1884 wirkte er als Direktor der Sozietät zur Regulierung der Unstrut von Brettleben bis Nebra. 1898–1903 nahm S. die Dienstgeschäfte eines Oberpräsidialrates und stellvertretenden Oberpräsidenten bei der Regierung in Hannover wahr und wurde im Mai 1903 als Nachfolger von Oskar von Hasselbach zum Landrat des Kreises Wolmirstedt ernannt. Er fungierte hier zudem als Direktor der Kreis-Feuer-Societät, als Deichhauptmann des Magdeburg-Rothensee-Wolmirstedter Deichverbandes, als Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Wolmirstedt und Ausführungs-Kommissar für die Gebäudesteuerveranlagung. 1904 wurde S. zum Provinziallandtagsabgeordneten, 1907 auf Lebenszeit in das preußische Herrenhaus gewählt. 1911–18 gehörte er dem Kreistag sowie der Landwirtschaftskammer an. Er erteilte in den Jahren 1912 bis 1915 Konzessionen für den Bau einer Grubenbahn sowie zur Ableitung von Laugenmengen in die Elbe, die bei der Verarbeitung von Rohsalz entstehen (Kaliwerk Moltkeshall bei Zielitz) und führte 1914 die Verhandlungen über die Einrichtung einer Wasserversorgung für die Stadt Magdeburg am Südrand der Colbitz-Letzlinger Heide, die 1915 in Betrieb genommen wurde. S. erhielt 1914 seine Pensionierung, wurde aber zwischen 1916 und 1918 wiederholt als stellvertretender Landrat der Landkreise Stendal und Wolmirstedt eingesetzt. Anläßlich der Hundertjahrfeier des 10. Magdeburger Husarenregiments in Stendal 1913 wurde S. zum Rittmeister befördert. Bereits 1904 waren ihm nach dem Tod seines Vaters und Schwiegervaters das Majoratsgut Angern, das er in der Folge aufwendig instandsetzen ließ, sowie die Güter Wülfingerode und Sollstedt zugefallen, die er fortan verwaltete. S. unternahm 1910 eine Fahrt nach Palästina, um als Ritter des Johanniter-Ordens an der Einweihung der Kaiserin Auguste Victoria-Stiftung auf dem Ölberg bei Jerusalem teilzunehmen. S. gehörte auch dem Oelberg-Verein zur Unterstützung dieser Stiftung an.

Literatur: Georg Schmidt, Das Geschlecht von der S., Bd. 2: Stammreihe Beetzendorf, 1899, 771f. (*B); Ernst von Mirbach, Die Deutschen Festtage im April 1910 in Jerusalem, 1911; Walther Hubatsch (Hg.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte, Reihe A, Bd. 6, 1975, 92 (B).

Archivalien:  LHASA: Rep. C 28 Ib Nr. 605 VIII, 705/1, 705/6; LHASA: Rep. C 30 Wolmirstedt Nr. 2, 307, 317, 460, 464; Geheimes StA Berlin: Rep. 77, Nr. 2518 (PA) und Nr. 5121.

Carola Lehmann

letzte Änderung: 01.03.2005