Schulenburg, Edo Friedrich Christoph Daniel Graf von der
geb. 27.04.1816 Angern,
gest. 06.08.1904 Angern,
Jurist, Landrat, Gutsbesitzer.

S. war einziger Sohn des Magdeburger Regierungspräsidenten Friedrich Christoph Daniel Graf von der S. aus dessen zweiter Ehe mit der Tochter des Braunschweigischen Landdrosten, Auguste Luise Adolphine von Cramm. Bei seiner Taufe übernahm König Friedrich Wilhelm III. eine Patenstelle. Bis zu seinem 13. Lebensjahr wurde S. im Hause der Mutter erzogen (Gut Volkersheim im Braunschweigischen). Von 1828 bis 1830 besuchte S. das Domgymnasium zu Magdeburg, ab 1830 die Ritterakademie Brandenburg bis zum Reifezeugnis. 1834–38 studierte er in Berlin und Bonn Rechtswissenschaften. Danach führten ihn Studienreisen nach Norwegen, Schweden und England. Im Juli 1838 begann S. seine Beamtenlaufbahn und wurde 1839 als Auskultator am Kammergericht in Berlin vereidigt. Ende 1840 wechselte er an das Land- und Stadtgericht Wolmirstedt, wurde aber schon Anfang 1841 auf eigenen Antrag aus dem königlichen Justizdienst entlassen, um als Fideikommiß- und Majoratsherr die Bewirtschaftung seiner Güter zu übernehmen. Durch Ankauf angrenzender Grundstücke konnte er sein Gut Angern bedeutend vergrößern. 1846 wurde er zum Kreisdeputierten im Kreis Wolmirstedt gewählt. Nach kurzer Vorbereitungszeit übernahm er im Oktober 1852 zunächst kommissarisch die Verwaltung des Landratsamtes Wolmirstedt; Anfang 1854 wurde er zum Landrat ernannt und übte dieses Amt bis Ende 1869 aus. Während dieser Zeit gehörte er als Abgeordneter der Ritterschaft dem Sächsischen Provinzial-Landtag in Merseburg an (1856–1868). 1863 vertrat er Bedenken der Königlichen Regierung zu Berlin gegen die Errichtung einer Bahnlinie von Helmstedt über Neuhaldensleben und Wolmirstedt nach Berlin und lud im Gegenzug im Oktober 1864 zu einer Versammlung aller der Personen im Kreis Wolmirstedt ein, welche die “Vorteile einer direkten Kanalverbindung mit Weser und Rhein unserer Gegend zu verschaffen wünschen”. In einem Bericht der Magdeburger Regierung an den Innenminister (1870) wurde betont, daß S. “die Wahrnehmung der Rechte seiner Kreiseingesessenen mit den Pflichten eines königlichen Beamten voll zu vereinigen gewußt” habe. Nachdem S. bereits 1859 seinen Abschied als Rittmeister in der Landwehr genommen hatte, beteiligte er sich 1870/71 am französischen Feldzug als Ehrenritter des Johanniter-Ordens bzw. als Delegierter der freiwilligen Krankenpflege. Er wurde mehrfach militärisch ausgezeichnet. Seit 1871 war er der Vertreter des alten und befestigten Grundbesitzes im Herzogtum Magdeburg im Preußischen Herrenhaus, von 1875 an Mitglied der Sächsischen Provinzialsynode. Er widmete sich auch späterhin der Bewirtschaftung seiner Güter.

Literatur: BioJb 9, 1904; Johann Friedrich Danneil, Das Geschlecht von der S., Bd. 2, 1847, 657; Georg Schmidt, Das Geschlecht von der S., Bd. 2: Stammreihe Beetzendorf, 1899, 714f. (*B); Gothasches Genealogisches Tb. der Gräflichen Häuser 1905, 787; Walther Hubatsch (Hg.), Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte, Reihe A, Bd. 6, 1975, 92.

Archivalien:  Geheimes StA Berlin: Rep. 77, Nr. 5121; LHASA: Rep. C 28 Ib Nr. 454, 605 I, 605 III, 701 I, 701 III, 702; LHASA: Rep. C 30 Landratsamt Wolmirstedt Nr. 388, 408.

Carola Lehmann