Kretschmann, Carl
geb. 17.07.1826 Magdeburg,
gest. 01.04.1899 Magdeburg,
Justizbeamter, Rechtsanwalt, Justizrat, Turner.

Der Sohn des Buchhändlers Karl Gottfried K. besuchte das Magdeburger Domgymnasium, wo er Ostern 1844 seine Reifeprüfung ablegte, um in Halle und Berlin die Rechte zu studieren. Zusammen mit seinen Brüdern turnte er als Schüler auf dem 1842 wiedereröffneten Turnplatz der zweiten städtischen Gymnastik-Anstalt. Als Referendar am Oberlandesgericht wurde er 1847 zum Turnwart des Kreises erwachsener Turner gewählt, die bereits unter Theodor von Heinrichhofens Anleitung geübt hatten. Als Turnwart überführte er diese Männerabteilung 1848 zum Männer-Turnverein. 1848 war er auch Mitglied des “Großen Turnrats” der Stadt, der die Leibeserziehung für sämtliche Schulen einführen, fördern und entwickeln wollte. Nach der Revolution von 1848/49 blieb K. dem Turnen weiterhin eng verbunden. Er trat nicht aus dem Turnverein aus und leitete 1850–52 auch die turnerischen Singübungen. 1852 erreichte er den Stand eines höheren Justizbeamten, als er zum Kreisrichter in Ziesar berufen wurde. Nachdem er seit 1853 in Wolmirstedt und 1859 in Magdeburg Kreisrichter war, ließ er sich im September 1859 in Burg als Rechtsanwalt nieder und kam zwanzig Jahre später nach Magdeburg zurück. In Burg hatte er die Gründung des Männerturnvereins (1860) betrieben. Als K. 1882 zum Justizrat ernannt worden war, gehörte er zu den Honoratioren Magdeburgs. 1886 war er Mitglied des Friesen-Denkmal-Comitees und übergab 1893 im Auftrag der Magdeburger Turnerschaft das fertiggestellte Denkmal dem Oberbürgermeister und der Öffentlichkeit. K. war 1897–99 Vorsitzender des Vereins für Geschichte und Altertumskunde des Herzogtums und Erzstifts Magdeburg und wurde 1898 zum Ehrenmitglied des Männer-Turnvereins von 1848 ernannt.

Literatur: Gustav Oscar Berger, Zur Entwicklung des Turnens in Magdeburg. Fs. zum 50. Stiftungsfeste des Männer-Turnvereins zu Magdeburg, 1898, 17, 29, 33, 35, 37, 89; Gustav Hertel, Nachruf, in: GeschBll 35, 1900, 348f.

Bildquelle: *Friedrich Walter K., Bad Sooden-Allendorf (privat).

Michael Thomas

letzte Änderung: 10.02.2005