Kühne, Samuel Ludwig (Louis)
geb. 15.02.1786 Wanzleben,
gest. 03.04.1864 Berlin,
preußischer Staatsmann, Generalsteuerdirektor,
Wirklicher Geheimer Oberfinanzrat.

Der zweite Sohn des Domänenpächters und Amtsrats Friedrich Ludwig (Louis) K. in Wanzleben besuchte 1797–1803 das Pädagogium des Klosters Berge bei Magdeburg unter Johann Gurlitt und studierte anschließend Kameralistik in Erlangen. K. trat in den preußischen Staatsdienst ein, zunächst in Plock/Ostpreußen, kehrte nach dem Tilsiter Frieden 1807 nach Wanzleben zurück und erhielt im selben Jahr eine Anstellung bei der Kriegs- und Domänenkammer in Magdeburg. Nach deren Auflösung 1808 wurde K. zum Vorsteher des Bureaus des Präfekten des Elbdepartements, Friedrich Christoph Daniel Graf von der Schulenburg, ernannt, später nach Kassel und Nienburg versetzt und 1812 zum Unterpräfekten in Braunschweig bestimmt. Nach dem Sturz des Königreichs Westfalen kehrte er in preußische Dienste zurück, war kurzzeitig in Heiligenstadt, Halberstadt und Erfurt tätig und wurde 1819 als Hilfsarbeiter in das preußische Finanzministerium nach Berlin berufen. K. war aktiv an den Arbeiten zu Steuerreformen und -gesetzen beteiligt und wurde 1820 zum Geheimen Finanzrat ernannt. Als enger Mitarbeiter des Finanzministers Friedrich Christian Adolph von Motz wirkte K. auch bei den der Gründung des Zollvereins voraufgehenden Verhandlungen und später unter Motz’ Nachfolger bei der Verschmelzung des preußisch-hessischen und süddeutschen Zollvereins mit. Der ranghöchste Beamte des Ministeriums wurde 1842 zum Generalsteuerdirektor befördert, lehnte jedoch die Übernahme des Ministeramtes mehrfach ab. Nach dem Ausscheiden aus dem Staatsdienst war K. aktiv parlamentarisch wirksam, so vertrat er 1850–52 den Kreis Halberstadt in der 1. Kammer des preußischen Landtags und gehörte als Berliner Abgeordneter 1852–63 der 2. Kammer des Landtags an. Als anerkannter, hervorragender Verwaltungsbeamter prägte K. den Ausspruch: “Dummheit ist eine Gottesgabe, sie zu mißbrauchen ist schändlich” (so zitierte ihn 1889 Treitschke).

Werke: Ueber den deutschen Zollverein, 1836; Der Deutsche Zollverein während der Jahre 1834 bis 1845, 1846; Zur handelspolitischen Frage. Aufsätze, 1852.

Literatur: ADB 17, 347–353; NDB 13, 201; Heinrich Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert, 1882; Gertrud Jonas, Charlotte Luise Benecke, und ihr Kreis, 31979 (B).

Gerd Gerdes