Schatz, Jacob Wilhelm, Prof. Dr. phil.
geb. 13.01.1802 Wanzleben,
gest. 29.05.1867 Halberstadt,
Gymnasiallehrer, Philologe, Botaniker.

S. war der Sohn des Lehrers und Küsters Johann Friedrich S. in Wanzleben, besuchte nach privater Vorbereitung 1814–20 das Domgymnasium in Halberstadt, studierte in Halle Philosophie und Klassische Philologie und promovierte dort zum Dr. phil. mit der Dissertation “De auguribus Romanorum”. Seit 1824 war S. Lehrer am Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg und wurde hier von dem Lehrer Friedrich Banse und dem Apotheker Reinhard Peck in die Botanik eingeführt, der S. sich in der Folge intensiv widmete. 1834 wurde er als Oberlehrer an das Domgymnasium Halberstadt berufen und hier 1845 zum Professor ernannt. Schon 1839 gab S. seine “Flora Halberstadensis excursoria oder Uebersicht der um Halberstadt wildwachsenden sichtbar blühenden Pflanzen und Farne” heraus, worin er die Pflanzenwelt innerhalb eines Kreises “mit einem vierstündigen Radius” von Halberstadt aus vorstellte und seine floristischen Bemühungen bis in die Gegend um Oschersleben ausdehnte. 1854 erschien die wesentlich erweiterte “Flora von Halberstadt”, eines der bedeutendsten floristischen Werke für das hercynische Florengebiet im 19. Jahrhundert. Hierin hat sich S. deutlicher auch mit dem Magdeburger Florengebiet befaßt und z. B. das Bodetal von Oschersleben bis Staßfurt und das Hohe Holz mit bearbeitet. In dieser Darstellung stützte sich S. – neben Gewährsleuten in Harz und Harzvorland – auch auf den oben genannten Banse aus Pechau, auf den Lehrer Heinrich Christoph Jerxsen in Oschersleben sowie den Apotheker Roehl in Staßfurt (s. Herdam, 1993, 33f.). Als geschickter und engagierter Lehrer erwarb sich S. große Verdienste, die ihn u. a. im Französischen und in den Naturwissenschaften auszeichneten. Der Philologe publizierte 1839 die bis dahin nur handschriftlich überlieferte Halberstädter Chronik aus dem 13. Jahrhundert und gab 1851 das Gedicht “Der Kaland” des Pfaffen Konemann aus dem 13. Jahrhundert heraus.

Werke: s. o.; Incerti auctoris saeculi XIII. chronicon Halberstadense, 1839; Farn des Bode- und Ilsegebietes mit besonderer Berücksichtigung der Flora Magdeburgs, 1854.

Literatur: ADB 30, 615f.; Paul Ascherson, Nachtrag zu Ludwig Schneiders Flora von Magdeburg zur Feier des 25jährigen Stiftungsfestes des Naturwissenschaftlichen Vereins zu Magdeburg vom Aller-Verein, 1894, 68f. u. ö.; Alfred Bartsch/Wilhelm Hartmann, W. S., Prof. Botanicus und Literat in Halberstadt – ein Schatz der Botanik, in: Der Harz. Schriftenreihe des Harzmuseums Wernigerode 3, 1980, 9–11; Hagen Herdam u. a., Neue Flora von Halberstadt. Farn- und Blütenpflanzen des Nordharzes und seines Vorlandes, hg. vom Botanischen Arbeitskreis Nordharz e.V. Quedlinburg, 1993, 33f. (B).

Bildquelle: *Börde-Museum Ummendorf.

Heinz Nowak