Dexel, Carl Maria Walther (Walter), Prof. Dr. phil.
geb. 07.02.1890 München,
gest. 08.06.1973 Braunschweig,
Maler, Gestalter, Kunsthistoriker, Kunstschullehrer.

Nach dem Besuch des Gymnasiums und einem abgebrochenen Studium der Forstwirtschaft in München begann D. 1910 mit dem Studium der Kunstgeschichte bei Heinrich Wölfflin und Fritz Burger an der Universität München. 1916 promovierte er bei Botho Graef. Als Künstler war D. weitgehend Autodidakt. 1912/13 entstanden die ersten Landschafts- und Architekturbilder. Seine Tätigkeiten als Ausstellungsleiter (1918–20) und Geschäftsführer (1921– 28) des Kunstvereins Jena brachten ihn in Kontakt mit Persönlichkeiten der modernen europäischen Kunst, z. B. mit den Künstlern des Bauhauses und des Sturm, Theo van Doesburg, Kurt Schwitters und Adolf Behne. 1927 arbeitete er als Berater für Reklamegestaltung im Stadtbild bei Ernst May und Adolf Meyer in Frankfurt/Main. 1928 kam D. als Dozent für Gebrauchsgraphik und Kulturgeschichte an die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg und löste hier Johannes Molzahn ab. In Magdeburg wurde er entsprechend seiner Grundüberzeugungen zu einem wesentlichen Vertreter der von Wilhelm Deffke betriebenen Versachlichung von gestalterischer Arbeit und Unterricht. Es entstanden zahlreiche Plakatentwürfe. Die Werkgruppe “Köpfe” stellt die wichtigste künstlerische Arbeit in dieser Zeit dar. Nach seiner Entlassung 1935 übernahm D. eine Professur für theoretischen Kunst- und Formunterricht an der Staatlichen Hochschule für Kunsterzieher in Berlin-Schöneberg (1936–42). Schon seit 1930 fielen D.s Werke “Säuberungen” des Nationalsozialismus anheim. 1937 wurde er vom Unterricht suspendiert. D. gilt als einer der bedeutendsten konstruktivistischen Maler des 20. Jahrhunderts in Deutschland. In enger Beziehung zur Malerei entstand in den 1920er Jahren ein angewandtes Werk vor allem auf den Gebieten der Gebrauchsgraphik, beleuchteter Stadtreklame und Richtungsweiser. Von großer Bedeutung war seine Tätigkeit als Sammler. Von 1942–55 baute er die Formsammlung der Stadt Braunschweig auf. In ihr kulminierte seine in zahlreichen wissenschaftlichen Veröffentlichungen propagierte Überzeugung von der Kontinuität einer sach- und werkgerechten und daher schönen Form des Gebrauchsgerätes aller Zeiten.

Werke: bildnerisch: Gelbe Halbscheibe mit Weiß und Grau, Hinterglasbild 1926 (Sprengel-Museum Hannover); Porträt J. K. “Julius Klinger”, Tempera und Lack auf Karton 1932 (Leopold-Hoesch-Museum Düren); Senkrechte, Öl auf Leinwand 1967 (Städtische Galerie Wolfsburg). – theoretisch: Das Wohnhaus von heute, 1928 (mit Grete D.); Hausgerät das nicht veraltet, 1938; Das Hausgerät Mitteleuropas, 1962.

Nachlaß: Nachlaß W. D., Hamburg.

Literatur: Vollmer 1, 1953, 557;  Walter Vitt, W. D. – Werkverzeichnis der Druckgraphik von 1915–1971 (2 Bde), 1971–1979; Werner Hofmann, Der Maler W. D., 1972; Ruth Wöbkemeier, W. D. Werkverzeichnis Gemälde, Hinterglasbilder, Gouachen, Aquarelle, Collagen, Ölstudien, Entwürfe zu Bühnenbildern, 1995 (W); Braunschweigisches Biographisches Lexikon, 1996, 140.

 Bildquelle: *Günter Paulke, Magdeburg (privat).

Norbert Eisold

geändert: 09.06.2004