Spanier, Moritz, Dr. phil.
geb. 02.07.1853 Wunstorf bei Hannover,
gest. 19.05.1938 Magdeburg,
jüdischer Religionslehrer.

S. besuchte 1867–71 die jüdische Lehrerbildungsanstalt in Hannover, betätigte sich nach einer Anstellung als Lehrer in Ottersberg bis 1878 am Landesrabbinat in Hannover, wechselte danach als Lehrer und Prediger nach Solingen und wurde 1881 an der Synagogen-Gemeinde zu Magdeburg als erster hauptamtlicher Religionslehrer angestellt, wo er über 35 Jahre wirkte. 1896 promovierte S. in Bern zum Dr. phil. Neben seiner Lehrtätigkeit befaßte sich S., ähnlich wie Meyer Steinhardt, mit allgemeinen und religiösen Fragen des Judentums, des jüdischen Religionsunterrichts und Schulwesens. Als Mitarbeiter verschiedener Jahrbücher, Zeitungen und Zeitschriften, u. a. der Pädagogischen Jahresschau (1907–13) und der Jüdisch-liberalen Zeitung, verfaßte er dazu zahlreiche Schriften und Artikel, die besondere Bedeutung für die Bemühungen um die Reformierung des jüdischen Religionsunterrichtes gewannen. 1905–14 redigierte S. im Auftrag der Großloge für Deutschland U. O. B. B. (Unabhängiger Orden Bne Briss) den monatlich erscheinenden Wegweiser für die Jugendliteratur. Gemeinsam mit E. Flanter (Berlin) gab er vier Hefte des Wegweisers für den jüdischen Religionsunterricht heraus (1898–1910). S. hatte bedeutenden Anteil an der Arbeit und Entwicklung des Verbandes der jüdischen Lehrervereine im Deutschen Reiche. Durch sein Referat auf dem 2. Verbandstag Ende 1901 in Hamburg gab er u. a. den ersten Anstoß für später entstandene Fortbildungskurse, die der religionswissenschaftliche und homiletischen Weiterbildung jüdischer Lehrer dienen sollten. Zudem veröffentlichte S. im Auftrag seiner Gemeinde mehrere Arbeiten zur jüdischen Zeitgeschichte, deren Ergebnisse er nach dem Vorbild Moritz Güdemanns in einer “Geschichte der Juden in Magdeburg” (1923) niederlegte. Er publizierte zahlreiche Aufsätze im Jüdischen Wochenblatt für Magdeburg und Umgegend, dessen leitender Redakteur er eine Zeit lang war. Sein aus der Ehe mit Helene Lehmann hervorgegangener Sohn Arthur S. erwarb sich als wissenschaftlicher Bibliothekar beachtliche Verdienste.

Werke: Begriff, Wesen und Pflege des Schönen im Lichte der Erziehung, 1886; Quellenbuch für den Unterricht in jüdischer Geschichte und Literatur, 1890; Moses Mendelssohn als Pädagoge, 1898; Die jüdische Ethik und Herbarts fünf ethische Ideen, 1901; Tabellarische Darstellung der Geschichte der Juden in Magdeburg, 1902; Welche Anforderungen müssen an die jüdische Lehrer und Lehrerbildungsanstalten gestellt und von beiden erfüllt werden?, in: Zur Frage der Lehrerbildung! Denkschrift. Hg. vom Verband der jüdischen Lehrervereine im Deutschen Reiche, 1903, 5–15.

Literatur: Deutschlands, Österreich-Ungarns und der Schweiz Gelehrte, Künstler und Schriftsteller in Wort und Bild, 1908 (B); Salomon Wininger, Große jüdische National-Biographien, Bd. 5, 1931, 581f.

Ildikó Leubauer