Hilprecht, Alfred Fritz
geb. 06.06.1901 Magdeburg,
gest. 29.06.1985 Magdeburg,
Ornithologe, Schriftsteller.

H. verlor früh seinen Vater, den Brauer Karl Adolf H., 1916 starb auch die Mutter, und so schlug er sich alleine durch die “Hungerjahre” des I. Weltkrieges. Nach dem Volksschulabschluß begann er eine kaufmännische Lehre in Hamburg, von der er 1920 nach Magdeburg zurückkehrte. Er fand zur “Wandervogel”-Jugendbewegung und trat unter dem Einfluß seines späteren Schwiegervaters Emil Reinhard Müller in die SPD ein. Hauptberuflich arbeitete H. ab 1926 beim Presseamt der Stadt, sein eigentliches Interesse galt jedoch der Ornithologie. Er erarbeitete sich als Autodidakt das nötige Wissen, das auch Grundlage für eine vielfältige journalistische Tätigkeit wurde. 1931 gründete er mit Freunden aus der Jugendbewegung die Arbeitsgemeinschaft “Vogelfreunde”, die sich neben dem Vogelschutz besonders der Erforschung des Vogelzugs widmete. Mit 55.000 Beringungen bis 1943 zählte sie zu den aktivsten Beringern in Deutschland. Unter H.s Leitung wurde 1937 in Magdeburg eine beispielhafte Schau lebender Vögel (70.000 Besucher) organisiert. 1937 trat die Arbeitsgemeinschaft der Deutschen Ornithologischen Gesellschaft bei, deren Vorsitzender Erwin Stresemann H.s Förderer wurde. Der II. Weltkrieg setzte dieser Entwicklung ein Ende. 1946 aus englischer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt, widmete sich H. ungeachtet einer schweren Tbc-Erkrankung der Verwirklichung seiner Idee, in Magdeburg einen Zoologischen Garten zu gründen. Er fand Unterstützung bei Stadtschulrat Oskar Linke und dessen Nachfolger Heinrich Germer und wurde der “Initiator des Magdeburger Zoos”. Unter seiner Leitung und nach seinen Plänen wurde der Tiergarten, der zunächst nur einheimische Tiere beherbergen konnte, trotz größter wirtschaftlicher Schwierigkeiten im kriegszerstörten Magdeburg fast ausschließlich aus Spenden der Bevölkerung und der Betriebe von 1948–50 errichtet. Bis 1952 war H. sein erster Direktor Er fiel, wie viele andere ehemalige Sozialdemokraten, in Ungnade und mußte schweren Herzens zurücktreten. Danach engagierte er sich weiter für den Naturschutz und widmete sich einer umfangreichen Publikationstätigkeit, auch für die Tagespresse.

Werke: Vogelkunde im Magdeburger Land, 1938; Nachtigall und Sprosser, 1954; Ergebnisse der Beringung Sachsen-Anhaltischer Stare, 1954; Höckerschwan, Singschwan, Zwergschwan, 1956; Meisenlied im Schnee, 1963; Vogelwiegen im Waldtal, 1966; Auf schwimmenden Inseln, 1971; Der klingende Park, 1972; Das Wirken der AG “Vogelfreunde”, 1985.

Nachlaß: Museum Heineanum Halberstadt.

Literatur: Gerhard Creutz, A. H., in: Der Falke 8, 1987, 267f. (B); Beatrix Herlemann, 45 Jahre Magdeburger Zoo, in: Magdeburger Volksstimme vom 24.06.1995; Unterlagen Uwe Hilprecht, Berlin (privat).

Bildquellen: KHM Magdeburg; *Uwe Hilprecht, Berlin (privat).

Uwe Hilprecht