Müller, Emil Reinhard (genannt Sonnen-Müller)
geb. 25.07.1879 Mühltroff/Vogtland,
gest. 10.03.1950 Magdeburg,
Steindrucker, Redakteur, Schriftsteller.

Der Sohn eines Strumpfwirkmeisters trat 1898 der SPD bei und schloß sich 1905 der gerade entstandenen Arbeiterjugendbewegung in Halberstadt an. 1910 berief ihn die Magdeburger Volksstimme in ihre Redaktion, der er 23 Jahre angehören sollte. Zuständig für Kommunal- und Kulturpolitik, schuf er einen vorbildlichen Unterhaltungsteil und nahm seit Dezember 1931 die Aufgaben seines Chefredakteurs, des Reichsbanner-Bundesführers Karl Höltermann, wahr. Er trug wesentlich zum Erscheinen der Neuen Wochenzeitung für Stadt und Land bei. Der “geistige Vater der Magdeburger Arbeiterjugend” ging mit Gruppen der Sozialistischen Arbeiter-Jugend (SAJ) auf Besichtigungstouren und in Museen, brachte ihnen Kunst und Literatur nahe, engagierte sich als Stadtverordneter im Kultur- und Jugendbereich. Mit seinen beiden Töchtern nahm er 1920 in Weimar am ersten Reichsarbeiterjugendtag teil und verfaßte ein vielbeachtetes Buch darüber. Er verfaßte zahlreiche Stücke für die in den 1920er Jahren in der SAJ weit verbreitete Bühnenspielbewegung, daneben Erzählungen für die Jugend sowie Artikel und Aufsätze zu den Themen Jugend und Kultur. 1933 wurde ihm jede Berufsausübung untersagt, seine sämtlichen Schriften in die Liste 1 des schädlichen und unerwünschten Schrifttums aufgenommen. Seinen Schwiegersohn, den nach Dänemark emigrierten Chefredakteur des hannoverschen Volkswillens Karl Raloff, versorgte er auf geheimen Wegen bis 1940 mit Informationsmaterial, das dieser in seinem Kampf gegen das nationalsozialistische Regime auf vielfältige Weise verwendete. M. hielt trotz polizeilicher Überwachungen Kontakte zu Mitgliedern verschiedener Widerstandsgruppen und zu den Familien Verhafteter. Nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 geriet der 65jährige vier Wochen in das Konzentrationslager Sachsenhausen. Gesundheitlich schwer angeschlagen, stellte er sich trotzdem nach Kriegsende in den Dienst der Stadt Magdeburg, zuletzt als Leiter der örtlichen Nachrichtenstelle.

Werke: Die Arbeiterjugend und ihre Welt. Ein Buch, das alte und junge Arbeiter zusammenführen soll, 1913; Spielmanns Schuld. Jugendspiel mit Liedern und Reigen, 1920; Der junge Arbeiter. Ein Ratgeber für sozialistische Jugendarbeit, 1920; Der Aufbruch. Festspiel in 2 Teilen für die Arbeiterjugend, 1921, 31923; Das Weimar der arbeitenden Jugend. Niederschriften und Bilder vom 1. Reichstag der Arbeiterjugend, 1921; Bühnenkunst und Jugendspiel, 1922; Narrenglück, 1923; Die Sternenträger. Lebenswanderung einer Jugend, 1925.

Literatur: Kosch LL 10, 1449Franz Osterroth, Biographisches Lexikon des Sozialismus, 1960, 227f.; Klaus Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 2, 1984, 505f. (W);  Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat).

Bildquellen: *Sammlung Beatrix Herlemann, Hannover (privat); Jörg-Heiko Bruns, Erfurt-Molsdorf (privat): Lithographie von Bruno Beye.

Beatrix Herlemann

letzte Änderung: 01.03.2005

letzte Änderung: 01.02.2005