Niemeyer, Carl Eduard, Dr. med.
geb. 13.04.1792 Halle,
gest. 13.12.1837 Magdeburg,
Arzt, Kreisphysikus.

Der Sohn des Hallenser Theologen und Universitätskanzlers August Hermann N. absolvierte 1800-1810 das Königliche Pädagogium seiner Geburtsstadt und studierte dort anschließend mit einem kurzen Zwischenaufenthalt an der Göttinger Universität bis 1813 Medizin. Nach seiner Teilnahme als Freiwilliger an den Befreiungskriegen promovierte er 1814 in Halle mit einer Arbeit über ein „Singularis in foetu puellari recens edito abnormitatis exemplum“. Im selben Jahr ließ er sich als praktischer Arzt in Magdeburg nieder und konnte sich schnell etablieren. 1820 wurde er als Urlaubsvertreter von August Neide in den Gefängnissen zum ersten Mal öffentlich wirksam. Er legte bald das Physikatsexamen in Berlin ab und wurde 1824 als Nachfolger von August Fritze Kreisphysikus in Magdeburg. Als  Friedrich Trüstedt die Medizinisch-chirurgische Lehranstalt 1831 verließ, übernahm N. als Dozent zunächst den Unterricht in Staatsarzneikunde und Gerichtsmedizin, dann aber auch in Innerer Medizin. Damit war eine unglückliche Aufteilung des Unterrichts in diesem Fach gegeben, denn die Leitung der Inneren Abteilung des Krankenhauses und damit der praktisch-klinische Unterricht lagen in der Hand von August Brüggemann. Dennoch entstanden daraus keine Schwierigkeiten zwischen beiden Internisten. Als Kreisphysikus erwarb sich N. während der Cholera-Epidemie 1831/1832 große Verdienste bei der Eindämmung und Bekämpfung der Seuche und veröffentlichte seine praktischen Beobachtungen zum Ausbruch und Verlauf der Epidemie, zum Krankheitsbild und zur ärztlichen Indikation als zeitspezifischen Beitrag zur breiten Diskussion dieses Phänomens. Er selbst litt an schwerem Diabetes mellitus, der seinen frühzeitigen Tod bedingte. N. erhielt mehrere Auszeichnungen und wurde 1837 zum Ritter des Eisernen Kreuzes geschlagen. Zwei seiner Söhne traten ebenfalls in eine ärztliche Laufbahn ein: Felix N. gründete 1848 in Magdeburg eine der ersten medizinischen Gesellschaften Deutschlands; Paul N. wirkte in Magdeburg und Berlin als Arzt und Wegbereiter der arzneilosen Heilkunde.

Werke: Beobachtungen über die asiatische Cholera, 1831; Geschichte der Epidemie der asiatischen Cholera im Magdeburger Kreise vom Anfang October 1831 bis Ende Januar 1832, in: Die asiatische Cholera in der Stadt Magdeburg 1831-1832. Geschichtlich und ärztlich dargestellt nach amtlichen Nachrichten, 1832, 40-56.

Literatur: Die asiatische Cholera in der Stadt Magdeburg 1831-1832. Geschichtlich und ärztlich dargestellt nach amtlichen Nachrichten, 1832; August Andreae, Chronik der Aerzte des Regierungsbezirkes Magdeburg mit Ausschluß der Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile, 1860, 116; August Hirsch (Hg.), Biographisches Lexikon der hervorragenden Ärzte aller Zeiten und Völker (vor 1880), Bd. 4, 1886, 367; Meta Wolff, Erinnerungen an Marianne Wolff, geb. N., verw. Immermann, in: Familien-Nachrichten für die Nachkommen A.H. Franckes, Heft 4/5, 1914/15, 1-21; Kurt N. (Bearb.), Stammtafeln des N.schen Geschlechts, 41915, 45; Walter Friedensburg, Die medizinisch-chrirurgische Lehranstalt in Magdeburg (1827-1849), in: GeschBll 53/54, 1918/19; Felix Wolff (Hg.), Marianne Wolff geborene Niemeyer, die Witwe Karl Immermanns. Leben und Briefe, 1925, 11-24; Horst-Peter Wolff, Die Medizinisch-chirurgische Lehranstalt in Magdeburg (1827–1849), in: Zs. für Geschichte der Naturwissenschaften, Technik und Medizin, H. 12, 1975, 77–87.

Horst-Peter Wolff/Guido Heinrich

geändert: 26.09.2005