Varges, August Wilhelm, Dr. med.
geb. 22.02.1793 Benneckenstein,
gest. 15.05.1863 Magdeburg,
Arzt, Assessor chirurgiae e.h.

V. wurde als jüngster Sohn des Berg- und Hüttenarztes Heinrich Ludewig V. geboren, zwei Brüder waren Militärärzte. Er wurde zunächst Apothekerlehrling, brach die Lehre aber vorzeitig ab, assistierte seinem Vater und nahm als Freiwilliger eines preußischen Truppenteiles an den Befreiungskriegen 1813/15 teil, zuletzt als Kompaniechirurg. V. vervollständigte seine militärmedizinische Ausbildung am Friedrich-Wilhelms-Institut in Berlin, diente nochmals zwei Jahre als Chirurg im 27. Infanterieregiment und erhielt 1821 die Approbation als “Wundarzt für große Städte”. Er wurde in Magdeburg zunächst als Wundarzt der Gefängnisse neben August Neide angestellt, nach seiner Eheschließung mit der Kaufmannstochter Dorothea Pommer 1823 zusätzlich als Lehrer für die praktische Ausbildung an der Magdeburger Hebammenlehranstalt. In dieser Stellung entfaltete V. sein ganzes Können und erwarb sich auch in der freien Praxis schnell einen ausgezeichneten Ruf als Geburtshelfer. 1827 wurde er für dieses Fach auch in den Lehrkörper der Medizinisch-chirurgischen Lehranstalt berufen, dem er bis 1849 angehörte. 1832 wurde ihm die Vollapprobation als Arzt erteilt. 1840 erfolgte in Anerkennung seiner Leistungen durch das Kultusministerium die ungewöhnliche Ernennung zum “Assessor chirurgiae e.h.” im Provinzial- Medizinalkollegium. 1846 gründete V. den Norddeutschen Chirurgenverein und war dessen Vorsitzender auf Lebenszeit, zugleich fungierte er als Herausgeber der bei Emil Baensch in Magdeburg erschienenen Zeitschrift des Vereins. 1847 reichte V. an der Universität Jena eine Dissertation über Eklampsie ein und wurde am 15. August in absentia promoviert. In Magdeburg wurde V. aber, trotz der vorausgegangenen Anerkennungen, erst 1857 die Erlaubnis erteilt, den “im Ausland” erworbenen Titel zu führen. V. hat in seiner Zeitschrift zahlreiche gut geschriebene Aufsätze aus seinem Spezialfach Geburtshilfe und Gynäkologie publiziert. Für die Medizinisch-chirurgische Lehranstalt in Magdeburg lag zwischen 1827 und 1849 seine Bedeutung vor allem darin, als einziger im Lehrkörper den Zöglingen ein Vorbild für ihren eigenen Berufsweg zu bieten, der über die Fortbildung vom fachschulmäßig gebildeten Praktiker durchaus zur akad. Graduierung als Arzt führen konnte. Etliche Absolventen der Lehranstalt vollzogen diese Laufbahn nach.

Literatur: August Andreae, Chronik der Aerzte des Regierungsbezirks Magdeburg mit Ausschluß der Halberstädter, Quedlinburger und Wernigeroder Landestheile, 1860, 230; Horst-Peter Wolff, Magdeburger Medizinalchronik, Quellen und Studien zur Geschichte des Gesundheits- und Sozialwesens von 1631–1848/49, Ms. 1977, 151–154 (StadtA Magdeburg); Chronik der Familie V., Ms. o. J. (Günter V., Emden).

Archivalien:  Universitätsarchiv Jena: L 51, Medizinische Facultät 1847/48, Bl. 1–13, Promotionsverfahren A. W. V. 

Horst-Peter Wolff

letzte Änderung: 28.09.2004