Michael, Curt Wilhelm, Dr. phil.
geb. 29.12.1884 Halle,
gest. 15.11.1945 Landsberg/Warthe,
Pädagoge, Seminardirektor, Herausgeber.

M. studierte Germanistik, Klassische Philologie und Philosophie in München, Leipzig, Heidelberg und Halle. 1909 erfolgte in Halle die Promotion mit einer Arbeit über den Dichter Ludwig Christoph Heinrich Hölty. Ein Jahr später legte er dort das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab und wirkte im Schuldienst in Halle, Quedlinburg und Magdeburg, wo er zuletzt als Studienrat am Pädagogium des Klosters Unser Lieben Frauen tätig war. 1922 verließ er den Staatsdienst und nahm einen Ruf an das Missionsseminar der Freikirche der Adventisten in Neandertal bei Düsseldorf an, das er 1923–28 leitete. 1928 kam er in gleicher Eigenschaft nach Friedensau bei Burg und war dann von 1934 an am Predigerseminar Marienhöhe bei Darmstadt tätig. 1939 kehrte er nach Friedensau zurück und leitete das Missionsseminar der Adventisten bis zur kriegsbedingten Schließung 1943 durch die Deutsche Wehrmacht. Bis zu diesem Zeitpunkt übte das bereits 1899 gegründete Friedensauer Missionsseminar durch die Ausbildung von Pastoren, Missionaren und Krankenschwestern (Erich Meyer) einen wesentlichen Einfluß auf das Wachstum des Adventismus in Mittel- und Osteuropa sowie in verschiedenen Missionsgebieten (Siegfried Horn, Ernst Kotz, Ernst Simon) aus. Nach der Schließung wurde die Schule zu einem Kriegslazarett erklärt. M. galt während dieser Zeit als moralische Stütze für die Bewohner des Schuldorfes. Als 1945 sowjetisches Militär Friedensau besetzte, wurde M. aus nicht geklärter Ursache verhaftet und in ein sowjetisches Straflager nach Landsberg/ Warthe verschleppt, wo er noch im selben Jahr verstarb. M. war aufgrund seiner humanistischen Bildung und seiner Charakterstärke als Theologe eine prägende Gestalt für das Missionsseminar Friedensau und seine ganzheitliche Pädagogik, bemühte er sich doch um die Fundierung biblisch-christlicher Glaubenswerte vor dem Hintergrund philosophischer und politischer Zeitströmungen. Durch seine Hölty-Studien wurde er in der Fachwelt bekannt. Die von ihm herausgegebene zweibändige Werke-Ausgabe enthält den ersten wissenschaftlichen zuverlässigen Text der Werke dieses Dichters.

Werke: Hölty-Studien, Diss. Halle 1909; Überlieferung und Reihenfolge der Gedichte Höltys, 1909; (Hg.) Ludwig Christoph Heinrich Hölty’s Sämtliche Werke (2 Bde), 1914–18; Philosophie oder Glaube, 1927; Die Gottesnamen, 1931; Der Christen Schuld und Sühne, 1931.

Bildquelle: *Archiv Friedensau (AAE).

Daniel Heinz

letzte Änderung: 28.02.2005