L. gehörte bereits 1876 dem Vorstand des Sozialistischen Wahlvereins an und nahm in den Jahren des Sozialistengesetzes als Leitungsmitglied und Vertrauensmann aktiv an der illegalen Arbeit der Magdeburger Sozialdemokraten teil (Julius Bremer, Wilhelm Habermann, Wilhelm Klees). Dafür wurde er 1882 und 1887 gerichtlich verurteilt. 1893 übernahm L. die geschäftliche Leitung des Verlags und der Buchhandlung der Volksstimme. Von 1902 bis 1914 wirkte er als sozialdemokratischer Stadtverordneter zunächst für Altstadt und ab 1909 für Buckau. Zu den alten sozialdemokratischen Führungskräften, die an der Entwicklung der Sozialdemokratie und ihrem Einfluß auf die Kommune im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts im Magdeburger Raum besonderen Anteil hatten, zählten auch Engelhardt, Probst, Königstedt und Baetge. Der Mechaniker Georg Engelhardt, Delegierter des Gothaer Vereinigungskongresses von 1875, war 1897 Geschäftsführer der Volksstimme. Der Büchsenmacher August Probst wurde bereits 1866 Mitglied der Magdeburger Sektion der Internationalen Arbeiterassoziation und 1869 bei der Gründung des Sozialdemokratischen Arbeitervereins zu dessen Schriftführer gewählt. In den Jahren des Sozialistengesetzes war er Vertrauensmann der Sozialdemokraten. Auch der Tischler Franz Königstedt und der Arbeiter Max Baetge gehörten in diesen Jahren als Vertrauensmänner und Leitungsmitglieder zu den aktivsten Magdeburger Sozialdemokraten. Beide wurden deshalb 1887 zu mehrmonatiger Gefängnishaft verurteilt. Königstedt wirkte 1900–08 als Stadtverordneter für Sudenburg. Baetge schloß sich der Bewegung der “Jungen” an und trat auf dem Erfurter Parteitag 1891 aus der SPD aus.

Literatur: Quellensammlung zur Geschichte der Arbeiterbewegung im Bezirk Magdeburg, Tl. 1, 1969; Helmut Asmus, Geschichte der Stadt Magdeburg, 1975, 210; Quellensammlung Sozialistengesetz, 1990; Ingrun Drechsler, Die Magdeburger Sozialdemokratie vor dem I. Weltkrieg, 1995, 67 u.ö.

Manfred Weien

letzte Änderung: 10.02.2005