Meyerinck, Richard Hermann Paul Heinrich von
geb. 26.12.1812 Trebnitz a. d. Saale,
gest. 29.09.1889 Wiesbaden,
Oberjägermeister, Königlich Preußischer Kammerherr, Wirklicher Geheimrat.

Der Sohn des Forstmeisters Heinrich von M. (1818-1823 in Grünberg an der Elbe, dann in Lödderitz und seit 1845 in Stettin) und Pauline, geb. von Rauchhaupt, aus altem mitteldeutschen Rittergeschlecht, verbrachte auf deren Stammsitz Burg Trebnitz die ersten Kindheitsjahre. Im 12. Lebensjahr kam er ins Pädagogium zum Kloster Unser Lieben Frauen nach Magdeburg. Bevor er dort 1834 das Zeugnis der Reife erwarb, absolvierte er als Obersekundaner freiwillig den Militärdienst bei der 3. Pionierabteilung in Magdeburg und legte das Landwehr-Pionier-Examen ab. Nach der Schulzeit, angeregt durch die Jagdpassion im Elternhaus, durchlief er zunächst eine einjährige praktische Ausbildung im Forstfach im Harz sowie in der Oberförsterei in Lödderitz (Kreis Calbe) bei seinem Vater. 1835-37 folgte der Besuch der Forstakademie in Neustadt-Eberswalde und das Studium an der Universität in Berlin mit Oberförsterexamen 1839 und Forstreferendarratsexamen 1840. In dieser Eigenschaft begann sein beruflicher Werdegang bei der Regierung in Magdeburg. Diese ernannte ihn im April 1843 zum Oberförster des Reviers Letzlingen, wo ihm auf Befehl des Königs Friedrich Wilhelm IV., nach dem Um- und Ausbau der dortigen Schloßanlage, die Einrichtung der Hofjagden übertragen wurde. Die sich alljährlich im Herbst wiederholenden Jagdveranstaltungen machten ihn mit vielen Regenten und namhaften Persönlichkeiten bekannt. Während dieser Zeit gründete er auch eine Kinderbewahranstalt in Letzlingen, die Elisabeth-Stiftung. Als sich der Prinz Friedrich Karl von Preußen mit der Prinzessin Marianne von Dessau verlobte, ernannte dieser ihn mit dem Patent vom 7.8.1854 zu seinem Hofmarschall. Fast 16 Jahre verblieb er in dieser Funktion, richtete den Hofstaat in Potsdam ein, begleitete den Prinzen auf vielen Reisen und wurde dessen engster  Berater. Dabei kam es auch zu Begegnungen mit Kaiser Napoleon und zur Teilnahme bei den Krönungsfeierlichkeiten in Königsberg. Während des Feldzuges gegen Dänemark 1864 befand er sich im Hauptquartier Friedrich Karls und wohnte zur Zeit der Belagerung im Schloß Gravenstein. Im November 1869 nahm M. nach einem Zerwürfnis mit dem Prinzen seinen Abschied. Im gleichen Jahr ernannte ihn König Wilhelm von Preußen zum Vize-Oberjägermeister. Es folgten längere Reisen nach Rom und Neapel bis ihn der Krieg gegen Frankreich 1871 zurückholte. Im Auftrag des Johanniterordens, dem er seit 1856 angehörte, errichtete er das Johanniter-Lazarett in Kaiserswerth. Danach siedelte er schließlich zu seinem Schwiegersohn, dem Grafen zu Limburg-Stirum, nach Groß-Peterwitz (Schlesien) über, wo viele seiner forst- und jagdwissenschaftlichen sowie  -historischen Arbeiten entstanden. Darunter befinden sich Abhandlungen über die Naturgeschichte des Eichwildes, des Bibers und die Abführung von Schweiß- und Trüffelhunden. Neben der Ernennung zum Oberjägermeister sowie Wirklichen Geheimrat in Berlin 1883 und der Feier seines 50. Dienstjubiläums unternahm M. noch verschiedene Reisen, so u. a. 1887 an die Riviera, wo er das große Erdbeben miterlebte. Trotz mehrerer Schlaganfälle nahm der passionierte und wegen seines „liebenswürdigen Charakters“ geschätzte Waidmann weiterhin an Hof- und Hausjagden teil. Bei einer Jagd seines Schwagers Edmund von Reisner in Heidersdorf (Schlesien) schoß er mit 75 Jahren immerhin noch 107 Hasen. Bei einem Kuraufenthalt in Wiesbaden von einem Radfahrer angefahren, starb er an den Folgen dieses Unfalls. In der von ihm erbauten Familiengruft auf Schloß Groß-Peterwitz (Schlesien) wurde er neben seiner Ehefrau, Amalie Alwine, geb. Dietze (1818-1865), Schwester des Amtsrates Gustav Adolph von Dietze aus Barby, beigesetzt. Beide hinterließen sechs Kinder.  

Werke: Naturgeschichte des in Deutschland vorkommenden Wildes mit Angabe der Schießzeiten, Jagdarten, waidmännischen Ausdrücke und Fährten. Ein Handbuch für Jäger und Jagdliebhaber, 1876, 21879; Jagdbilder. Ein Album von 25 Zeichnungen berühmter Künstler mit Text, 1877; Das Jagdschloß Letzlingen und die sich daran knüpfenden Jagdverhältnisse der Heide vom Jahre 1555 bis auf die neuste Zeit, 1878 (auch als Separatdruck in: Bibliothek für Jäger und Jagdfreunde, 1878, 482-514); verschiedene Beiträge in Der Sporn, Der Waidmann, Forstliche Blätter und den Heften des Akklimatisations-Vereins (Berlin).

Archivalien: Familienarchiv von Dietze, Nieder-Moos (privat).

Literatur: Zs. Wild und Hund, Jg. 1935, Nr. 5-8; Boje Schmuhl/Konrad Breitenborn (Hg.), Jagdschloß Letzlingen (2 Bde), 2001-2003.

Bildquelle: *Familienarchiv von Dietze, Nieder-Moos (privat).

Erco von Dietze

letzte Änderung: 28.02.2005