Mühling, Heinrich Leberecht August |
M., Sohn von August Friedrich Christian und Johanne Amalie M., geb. Meese, verlebte seine Kindheit in Leipzig. Unter den Kantoren Johann Adam Hiller und August Eberhard Müller sammelte er musikalische Erfahrungen an der Thomasschule. Als Klavier- und Violinspieler musizierte er in öffentlichen Konzerten, u. a. unter der Leitung des Universitätsmusikdirektors Johann Gottfried Schicht. Nach einem kurzen Aufenthalt in Naumburg erhielt er 1809 das Amt des 1805 verstorbenen Musikdirektors Johann Ludwig Willing in Nordhausen. Dort arbeitete er als Kantor am Gymnasium, als Musiklehrer an der Töchterschule und zudem als Nikolaiorganist. Die von Willing begründete Tradition fortsetzend, organisierte und veranstaltete M. Abonnementskonzerte. Nach einer erfolglosen Bewerbung um das Thomaskantorat in Leipzig wechselte er 1823 nach Magdeburg und wurde Organist an der Kirche St. Ulrich und Levin. M. betätigte sich in Magdeburg als Dirigent und Konzertveranstalter. Als Nachfolger von Johann Andreas Seebach leitete er die Magdeburger Logen- und Harmoniekonzerte, den Seebachschen Singverein, mit dem er u. a. Oratorien von Händel und Haydn zur Aufführung brachte, und die Magdeburger Liedertafel. 1843 wurde er Domorganist. M. zählt zu den wichtigsten Dirigenten Magdeburgs in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er genoß einen guten Ruf als Orgelimprovisator und Pädagoge. Am Domseminar erteilte er Instrumentalunterricht. M. beteiligte sich aktiv an der Vorbereitung und Organisation der großen Musikfeste in Magdeburg, für die er mehrere Oratorien komponierte. Das auf Szenen aus Friedrich Gottlieb Klopstocks “Messias” basierende Oratorium “Abbadona” (Uraufführung 28.6.1838) brachte ihm großen Erfolg. M. veröffentlichte zahlreiche Lieder, mehrstimmige Gesänge und pädagogische Literatur. Sein Kanon “Froh zu sein bedarf es wenig” ist noch heute bekannt.
Werke: Oratorien: Bonifazius der Teutschen Apostel (UA 25.10.1840); David (UA 16.10.1845); Die Leichenfeier Jesu (1847); Klavier- und Orgelkompositionen; Lieder mit Klavierbegleitung; Chorsätze; Orchester- und Kammermusik, darunter zwei Streichquartette und ein Konzert für Fagott und Orchester. – Literatur: Choralbuch, in welchem die gebräuchlichsten Choralmelodien, sowohl mit Rücksicht auf Orgel- und Clavierspiel, als auch auf Chorgesang vierstimmig bearbeitet, wie auch mit Bezifferung und einfachen Zwischenspielen versehen sind, 1842.
Literatur: MGG 9, Sp. 846–849 (W); Hobohm, Bd. 1 und 2; Ernst Ludwig Gerber, Neues historisch-biographisches Lexikon der Tonkünstler, 1813, Sp. 501; Friedrich Häseler, Geschichte der Magdeburger Liedertafel, 1869; Arnold Schering, Geschichte des Oratoriums, 1911, 382ff.
Brit Reipsch