Seebach, Johann Andreas
geb. 14.01.1777 Tiefthal bei Erfurt,
gest. 28.06.1823 Magdeburg,
Organist, Chordirigent.

Den ersten Unterricht erhielt S. von seinem Vater, dem Dorfschullehrer Johann Christoph S. Von seinem 13. Lebensjahr an unterrichtete ihn der Bachschüler Johann Christian Kittel in Erfurt. Im Oktober 1791 wurde er für fünf Jahre dem Stadtmusikus Rose in Ronneburg in die Lehre gegeben. 1796 trat er als Hornist in das Theaterorchester zu Magdeburg ein, wo er noch Unterricht bei Friedrich Adolph Pitterlin und Johann Friedrich Zacharias nahm. Er wurde 1799 Organist und Musiklehrer am Pädagogium des Klosters Berge bei Magdeburg, nach dessen Auflösung als Nachfolger von Johann Friedrich Reinhardt 1813 Organist zu St. Ulrich und Levin. 1806 bewarb er sich erfolglos um das Amt des Domorganisten. S. übernahm 1809 die Leitung der Logen- und Harmoniekonzerte, gründete 1815 den nach ihm benannten Chorgesangverein und wurde 1818 Mitbegründer und erster Dirigent der Magdeburger Liedertafel. S. leitete daneben seit 1812 einen “Dilettanten- Verein” für Instrumentalmusik und war als Orgelrevisor sowie als geschätzter Instrumentallehrer tätig. “S. war ein gründlicher und geschickter Musiklehrer, fertiger Klavier- und Orgelspieler, und trug in früherer Zeit mit Beyfall Klavier- und Horn- Concerte vor. Er spielte, wenn auch nicht mit Virtuosenkunst, doch rein und präcis, die Violine, Bratsche und das Violoncello; er kannte die Behandlungsart aller übrigen Instrumente und besaß gründliche Kenntnisse im Orgelbau … Viel Gutes hat er in diesen Beziehungen unter uns gewirkt, viel Freude in geselligen Kreisen durch seine Talente verbreitet, doch höher noch steht sein Verdienst als Concert-Director. Das hiesige Orchester verdankt ihm eine solche Bildung, daß es im Stande ist, die schwierigsten neueren Compositionen, ohne sonderliche Einübungen, tadellos vorzutragen … Besonders waren die unter ihm einstudierten Chöre und Fugen von hinreisender Wirkung.” (Nekrolog der Allgemeinen Musikalischen Zeitung).

Werke: Dreistimmige Choräle und Lieder seiner Revision, in J. F. W. Koch: Gesanglehre, 1814; Fughetten für Orgel in folgenden Sammlungen: Rinck-Fischer-Mendelssohn-Bartholdy-Album. Ein Gedenkbuch dankbarer Liebe und inniger Verehrung. Mit Original-Beiträgen der verschiedenartigsten Gattung von Orgelmusik von den kunstsinnigsten Organisten Deutschlands und des Auslandes, o. J., H. 1, 59; ebd. H. 3, 13; Postludien-Buch oder Sammlung größtenteils leichter Nachspiele der bekanntesten und gangbarsten Dur- und Moll-Tonarten, Bd. 3, 1845, 13; Gotthilf Wilhelm Körner, Der neue Organist op. 40, o. J., Tl. 3, 2.

Literatur: Hobohm, Bd. 1, 644–647; Allgemeine Musikalische Zeitung, Nr. 7, 1824, Sp. 109ff. (Nekrolog); Friedrich Häseler, Geschichte der Magdeburger Liedertafel, 1869, 3–11; Fs. der Magdeburger Liedertafel zu ihrer fünfundsiebenzigsten Jubelfeier, 1894, 81f..

Archivalien:  AKPS: Rep. 230, Dom-Custodiat. Acta betr. die dienstlichen Verhältnisse der Kirchenbeamten am Dom und deren Instruktionen etc. 1842–1881.

Wolf Hobohm