Lansky, Kurt Johannes
geb. 25.05.1924 Niederlangenau/Sudetenland,
gest. 02.07.1997 Magdeburg,
Oberingenieur, Technischer Direktor, Hauptkonstrukteur.

Nach dem Schulbesuch 1931–39 erlernte L. den Beruf eines Technischen Zeichners und Schlossers, war 1942–45 zum Kriegsdienst eingezogen und geriet 1945–49 nach Sibirien in russische Gefangenschaft. Er begann 1950 als Technischer Zeichner im VEB Maschinen- und Gerätepark Barleben bei Magdeburg. Dieser Betrieb war aus dem Reparaturstützpunkt für Baumaschinen des Mittellandkanals des Tiefbauunternehmens Polensky und Zöllner, Niederlassung Magdeburg entstanden, 1946 als Reparationsleistung demontiert, anschließend entschädigungslos in Volkseigentum überführt und 1949 ohne Grundmittel durch den Hauptdirektor Hermann Erdwig als VVB (Z) Bau-Union-Mitte Magdeburg gegründet worden. Anfänglich wurde hier an der Beseitigung von Kriegsschäden an Brücken, dem Wiederaufbau von Betriebsanlagen sowie im Stahlbau und besonders der Reparatur von Baumaschinen, wie Trümmerlokomotiven, Kipploren, Rammen und Baggern, gearbeitet. 1951–54 absolvierte L. ein Abendstudium an der Ingenieurschule für Maschinenbau Magdeburg, das er als Maschinenbauingenieur abschloß, übernahm 1955 die Produktionsleitung und beeinflußte wesentlich den Neubau der Werkhalle mit Verwaltungs- und Sozialtrakt. 1958 baute L. den Technischen Bereich des Betriebes auf, begann mit der Instandsetzung und Leistungserhöhung von Hebezeugen in der Magdeburger Region, insbesondere von “Baumeisterkranen”, aber auch von Brücken- und Portalkranen, und erweiterte parallel dazu die Grundfonds des Betriebes. Mit der 1959 erfolgten Angliederung des VEB Baumechanisierung Barleben an die neugegründete VVB Baumechanisierung Dresden und damit an das Ministerium für Bauwesen der DDR begann dessen nachdrückliche Entwicklung zum spezialisierten Betrieb des Hebezeugbaus. Nachfolgend verstärkte L. besonders den Konstruktionsbereich mit hochqualifizierten Ingenieuren und leitete 1963 die Entwicklung und Produktionseinführung einer Typenreihe von Vollportalkranen in Einträgerbauweise als Vollwand- und Fachwerkkonstruktion ein. Aus einer Vielzahl von Sonderkonstruktionen, u. a. eines Brückenvorbaugerätes, konzipierte er 1967 die Entwicklung einer Reihe von Portaldrehkranen für Haken und Greiferbetrieb mit Lastmomenten zwischen 100–200 tm. 1967 wurde ihm die Kranmontage Leipzig-Engelsdorf unterstellt, die er in den nachfolgenden Jahren zu einer schlagkräftigen Montageeinheit ausbaute. Nachdem der Betrieb 1968 auf der Leipziger Messe ausstellte und den ersten Exportauftrag bekam, baute L. ab 1969 eine trag- und leistungsfähige Exporteinheit auf. 1969 zum Oberingenieur und 1973 zum Technischen Direktor berufen, leitete L. bereits ab 1964 die Entwicklung einer kompletten Kletterkranreihe mit Lastmomenten zwischen 40 bis 240 tm als Außen- und Innenkletterer sowie auch als fahrbare Variante und brachte diese mit Erfolg im Industrie- und Wohnungsbau der DDR zum Einsatz. Ebenfalls leitete er die Entwicklung weiterer bauspezifischer Krane, wie des straßenverfahrbaren selbstaufrichtenden Turmdrehkrans TK 160 sowie der Schnellaufbaukrane TK 25 und TK 30. Eine besonders enge Zusammenarbeit pflegte L. mit Professor Friedrich Kurth von der Technischen Hochschule Magdeburg zu fachlichen Fragen wie auch dem Einsatz von Praktikanten und der Übernahme von Absolventen der Fördertechnik in seinen Bereich. Neben der Konstruktion und dem Bau von Baukranen führte L. zwischen 1969 und 1989 die Kollektive der Technik, des Transports und der Montage bei folgenden Kranentwicklungen und -lieferungen: 493 Einträger-Vollportalkrane in Blechvollwand- (davon 22 Exportsonderkonstruktionen) und 119 in Rohrfachwerkkonstruktion (davon 10 Exportsonderkonstruktionen), 591 Portaldrehkrane (davon 19 Exportsonderkonstruktionen) sowie 9 Krananlagen, 26 Werftmontagekrane und 23 Dockkrane als Sonderkonstruktionen für den Export u. a. in die BRD, nach Italien, Dänemark, Schweden und die Türkei. Letztere wurden mit einem Großrohr zwischen Portal und Oberwagen ausgeführt und bilden u. a. Dominanten in zahlreichen Häfen der genannten Länder. Dabei wurden neue wirtschaftliche Transporttechnologien zur Verschiffung von Großcollies auf Pontons auf der Elbe oder vom Überseehafen Rostock bis zum Einsatzort entwickelt. Der Export von Kransonderkonstruktionen nahm solchen Umfang an, daß L. 1982 in Magdeburg ein weiteres Konstruktionsbüro aufbaute. 1985 war er bis zu seinem Ausscheiden 1989 als Hauptkonstrukteur tätig. L. war ein exzellenter Kranbauer und kreativer Ingenieur. Er wurde für seine Leistungen mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1980 als Verdienter Techniker des Volkes, 1977 mit dem Banner der Arbeit im Kollektiv, Stufe II, und 1982 als Verdienter Erbauer des Zentrums Berlin. Sein Betrieb schloß sich mit der Wende an das TAGRAF-Kombinat Leipzig an, wurde hier 1990 von der Treuhand in die Barlebener Kranbau GmbH überführt, 1993/94 an die Gresse-GmbH Wittenberg verkauft und mußte durch Mißmanagement der Muttergesellschaft 1997 Konkurs anmelden. Damit ging das Lebenswerk des hochengagierten Kranbauers L. zu Ende.

Werke: Ausgewählte Krantechnik: Vollportalkran (VPK) 15 t x 31,37 m, Kraftwerk Brunsbüttel, 1972; Drehkran 400 tm mit stationärer Verladebrücke, Rhesus AG Hamburg, 1974; Einschleppvorrichtung mit Drehkran für ein Hamburger Trockendock, in: ebd. 14, H. 11, 1974, 323–327; Halbportalkran 16 t x 30 m, Krupp Maschinenfabrik Bremen, 1975; VPK 2 ´ 20 t x 33 m, Hochtief AG Essen, 1980; Werftmontagekran 1250 tm, Aalborgwerft Dänemark, 1980; Werftmontagekran 1550 tm, Hapag Lloyd Werft Bremerhaven, 1981; Werftmontagekran 4200 tm, Egyptian Shipbuilding Alexandria, 1983; Dockkran 525 tm, Dock XI Blohm & Voss AG Hamburg, 1978; Dockkran 290 tm, Örskov-Werft Frederikshavn Dänemark, 1983; Dockkran 300 tm, Flender Werft AG Lübeck für Kamerun, 1987. – Schriften: Rundholzumschlag in einem Sägewerk, in: Hebezeuge und Fördermittel 8, H. 8, 1968, 242–244; 40 Jahre Krane aus Barleben, Jubiläumsschrift 1989.

Literatur: Dieter Wehner, Vollportalkrane in Leichtbauweise, in: Hebezeuge und Fördermittel 5, H. 6, 1965, 163–166; Dieter Wehner, Kletterkrane – Konstruktionsprinzipien und Einsatz, in: ebd. 6, H. 7, 1966, 206–212; 20 Jahre Krane aus Barleben, Jubiläumsschrift 1969; Dieter Wehner, Einsatz von Kletterkranen, Teil 1 und 2, in: Hebezeuge und Fördermittel 25, 1971, H. 7, 382–385 und 8, 436–439; 25 Jahre Krane aus Barleben, ebd. 14, 1974, H. 11, 321–449; 40 Jahre DDR – 40 Jahre Krane aus dem VEB Baumechanisierung Barleben, in: ebd. 29, H. 11, 1989, 323–346; Frank Schumacher, Spezialkletterkran 250 tm für den Kühlturmbau, in: ebd. 29, H. 11, 1989, 325–329; Krane aus Barleben, Vollportalkrane in Einträgerbauweise, BAKRA Barlebener Kranbau GmbH, 1991; BAKRA Krane aus Barleben, Referenzen, Barlebener Kranbau GmbH, 1991; Hasso Wilken, Krane einer neuen Generation, in: Hebezeuge und Fördermittel 31, H. 2, 1991, 65–68; Materialsammlung Hasso Wilken, Magdeburg (privat).

Bildquelle: *Frau L., Magdeburg (privat).

Werner Hohaus

letzte Änderung: 10.02.2005