Bode, Wilhelm Friedrich, Dr. phil.
geb. 30.03.1862 Hornhausen/Kreis Oschersleben,
gest. 24.10.1922 Weimar,
Schriftsteller, Goethebiograph.

B. stammte aus kleinbäuerlichen Verhältnissen, besuchte die Realschule in Halberstadt, studierte an den Universitäten Freiburg/Breisgau, Berlin und Straßburg Germanistik und Romanistik und promovierte 1884 zum Dr. phil. Anschließend war er Lehrer in London und am Technikum Mittweida. In London mit dem Problem des Alkoholismus konfrontiert, widmete er sich in Wort und Schrift der Bekämpfung dieser Suchtkrankheit, gründete 1889 einen Alkoholgegnerbund und war 1892–99 Geschäftsführer des Deutschen Vereins gegen Missbrauch der geistigen Getränke in Hildesheim. 1902–06 arbeitete B. als Anwalt des von ihm mitgegründeten Vereins für Gasthausreformen. In Auseinandersetzung mit philanthropischen Ideen wandte sich B. auch den Werken Leo Tolstois zu, begann aber später, seiner alten Zuneigung für Goethe folgend, Leben und Werk dieses Dichters intensiv zu studieren. 1899 ließ sich B. in Weimar nieder und widmete sich der wissenschaftlichen Bearbeitung des Quellenmaterials aus dem 1885 freigegebenen Archiv der Familie Goethe. B. schrieb Bücher mit Einfühlungsvermögen und in verständlicher sprachlicher Darstellung und trug damit zu einem neuen und umfassenderen Verständnis von Goethes Leben und Werk bei. Er veröffentlichte zahlreiche Einzelstudien über ihn, gab ab 1904 die Vierteljahresschrift Stunden mit Goethe heraus und beeinflußte damit eine ganze Generation von Goethe-Forschern. Seit 1920 erschien B.s auf zwölf Bände angelegtes Hauptwerk “Goethes Leben”, von dem er nur noch sieben Bände vollenden konnte. Eines seiner literarisch wertvollen und wiederholt aufgelegten Werke war “Goethe in vertraulichen Briefen” (3 Bände). B., der zeit seines Lebens mit seinem Geburtsort und der Region eng verbunden blieb und häufig in Hornhausen zu Gast war, schrieb zudem heimatbezogene Erzählungen, Verse, Lieder, Reime und Rätsel und den utopischen Roman “Indivi” (1892). Seine schönsten Heimatwerke entstanden u. a. in seiner plattdeutschen Muttersprache.

Werke: Goethes Lebenskunst, 1905; Goethes Gedanken (2 Bde), 1907; Goethes Leben im Garten am Stern, 1909; Die Tonkunst in Goethes Leben (2 Bde), 1912; Goethes Liebesleben, 1914; Weib und Sittlichkeit in Goethes Leben und Denken, 1916; Goethe in vertraulichen Briefen seiner Zeitgenossen (3 Bde), 1918–1923; Goethes Schweizer Reisen, 1922.

 Literatur: DBE 1, 600; DBJ 4, 1922; Mitteldt Leb 5, 555–568 (W); Albert Hansen, W. B., der Goethebiograph, und die Heimat, in: GeschBll 64, 1929, 94–105, Erhard Rohlandt, W. B., in: Zwischen Nordharz und Ohre. Niederdeutsche Mundartdichtung, 1990, 6–21; Hans-Eberhard Sika, Auf die Wahrheit kam es ihm an. W. B. – ein Hornhäuser, in: Börde, Bode, Lappwald. Heimatschrift 1996, 63f.

Bildquelle: *Mitteldt Leb 5.

Hans-Eberhard Sika

letzte Änderung: 01.02.2005