Degenkolbe, Joachim Franz Erich
geb. 10.03.1902 Bitterfeld,
gest. 27.12.1994 Magdeburg,
Architekt.

D. wuchs als viertes von zehn Kindern der Familie des Gerichtsamtmannes Hugo D. auf. Die Tätigkeit des Vaters führte die Familie über Weferlingen und Hettstedt nach Magdeburg, wo D. die Bürgerschule und das Gymnasium des Klosters Unser Lieben Frauen besuchte. Er absolvierte von 1919 bis 1922 eine Tischlerlehre und arbeitete anschließend als Tischlergeselle. Nach einer Ausbildung an der Kunstgewerbeschule in Magdeburg von 1922 bis 1924 nahm er 1925 ein Studium an der Staatlichen Baugewerkschule in Magdeburg auf und war anschließend von 1927 bis 1949 in der städtischen Bauverwaltung Magdeburgs tätig – unterbrochen 1942/43 durch eine Dienstverpflichtung nach Berlin und 1943–45 durch die Einberufung zum Kriegsdienst. Nach dem II. Weltkrieg arbeitete D. im Hochbauamt der Stadt Magdeburg (1946 bis 1949), dem VEB(Z) Projektierung Sachsen-Anhalt (1950 bis 1952), dem Entwurfsbüro für Hoch- und Industriebau Magdeburg (1953), dem VEB Kreisentwurfsbüro Magdeburg (1954), dem Entwurfsbüro für Hochbau Magdeburg (1954 bis 1959) und dem VEB Hochbauprojektierung Magdeburg (1959 bis 1963). Nach dem Ende des II. Weltkrieges erstellte D. zahlreiche Entwürfe zum Wiederaufbau kriegszerstörter Magdeburger Gebäude und Gebäudeteile, u. a. für das Zentraltheater, die von  Johannes Göderitz und Fritz Kneller entworfene Versuchsschule Magdeburg-Wilhelmstadt (1954) und das heutige sozialtherapeutische Zentrum sowie für die Wohnbebauung des mittleren Teils des Breiten Weges (1951–53). D. war zudem maßgeblich am veränderten Wiederaufbau des Kulturhistorischen Museums in Magdeburg beteiligt (1955/56–61) und erbrachte Vorentwürfe für ein neues Rathaus und eine neue Strombrücke. Seit Anfang der 1950er Jahre auch mit Landwirtschaftsbauten (Traktorenstationen und Offenställe) befaßt, widmete er sich ab Ende der 1950er Jahre verstärkt der städtischen und ländlichen Wohnbebauung (Wohnungsneubau in Magdeburg: Jordanstraße, Hohepfortestraße und Ernst-Lehmann-Straße, Max-Otten-Straße, Agnetenstraße sowie Wohnungsneubau Hadmersleben: Landwohnungen für Umsiedler) sowie dem Neubau kommunaler Einrichtungen (Krankenhäuser in Zerbst und Burg, Theater in Stendal, Anatomie und Mensa der Medizinischen Akademie Magdeburg, Konzeption für die Landesfrauenklinik und die Poliklinik in der Magdeburger Agnetenstraße, Lindenhofschule/Reform). Er wirkte zudem an der Gestaltung des Magdeburger AMO-Kulturhauses mit. In einer zweiten Schaffensphase nach dem Ausscheiden aus dem kommunalen Dienst 1963 widmete sich D. bis ins hohe Alter vornehmlich architektonisch-künstlerischen Aufgaben. Seine technische, schöpferische und künstlerische Veranlagung diente ihm nicht nur in seinem Beruf als Architekt, sondern machte ihn auch zu einem Raum- und Objektkünstler. So entwarf er u. a. Kanzel, Altar und weitere Objekte für die St. Ambrosius-Kirche (1958/59) und zeichnete für die bauliche und künstlerische Veränderung des Altarraumes der Pauluskirche (1964/65) verantwortlich. Zudem entwarf er Plakate sowie Grab- und Gedenkstätten.

Literatur: Bauplanung und Bautechnik, Bd. 1, Nr. 5, 1947; 100 Jahre Pauluskirche, hg. vom Förderkreis Pauluskirche, 1996; Magdeburg und seine Kirchen, hg. vom Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg und der katholischen Stadtpfarrerkonferenz Magdeburg, 1999.

Bildquelle: *Bernhard Mai, Magdeburg (privat).

Bernhard Mai

geändert: 09.06.2004