Moser, Ferdinand, Prof. |
M., Sohn des Königlichen Forstrats Ferdinand M., besuchte die Elementarschule und das Gymnasium in München und erhielt seine kunstgewerbliche und technische Ausbildung an der Kunstgewerbeschule, der Technischen Hochschule sowie an der Akademie der Bildenden Künste zu München. An der Akademie legte er die Staatsprüfung für Zeichnen und Modellieren ab und veröffentlichte danach zwei kunstgewerbliche Vorbilderwerke. Nach Abschluß seiner Studien arbeitete er an der künstlerischen Innengestaltung des neuen Münchner Bahnhofs mit. Seit 1878 war M. als Aushilfslehrer an Realschulen sowie als Assistent und ab 1884 als Hauptlehrer an der Städtischen Handwerkerschule in München tätig. 1891 übernahm er das Amt eines Subdirektors der Handwerker- und Kunstgewerbeschule in Hannover und wechselte zum Oktober 1892 in der Nachfolge des nach Basel berufenen Eduard Spieß als Direktor der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule nach Magdeburg. In seine Amtszeit fiel im Oktober 1893 der 100. Jahrestag der Schule, der mit einer gewissen Neuorientierung des Schulplanes verbunden war. M. lieferte das erste schriftlich fixierte Programm der Schule und führte in Abstimmung mit dem Preußischen Ministerium für Handel und Gewerbe regelmäßige Jahresberichte ein, die bis zum I. Weltkrieg (1916) beibehalten wurden. Wie sein Vorgänger versuchte M., trotz einer großen räumlichen Zersplitterung des Unterrichts und wachsender Schülerzahlen, einen geordneten Schulbetrieb aufrechtzuerhalten. Die Einrichtung des Unterrichts war noch weitgehend “dem am historischen Vorbild orientierten, geschmackvollen Entwurf des Historismus” (Eisold) verpflichtet und richtete sich an den Musteranstalten in Wien und Berlin aus. M. selbst setzte in Magdeburg seine Publikationsreihe “Gewerbliche Ornamentvorlagen” fort. Im März 1897 wurde er in das Doppelamt als “Königlicher Rektor der Kreisbaugewerkschule und der Lehrwerkstätten sowie Direktor des Pfälzischen Gewerbemuseums” in Kaiserslautern berufen. In seinem neuen Amt führte er wichtige bauliche Erweiterungen am Museum durch und machte sich besonders um die Mehrung und Neuordnung der kunstgewerblichen Arbeiten des Museums und um die Zusammenführung und Übernahme der Kunstsammlung des Bayerischen Unternehmers, Kunstmäzens und Politikers Joseph Benzino verdient, mit der M. ein Kunstmuseum von überregionaler Bedeutung schuf. In seine Amtszeit fiel auch die Einführung eines Zeichenkurses für Damen und junge Mädchen (1901 “Damenakademie”) an der Kreisbaugewerkschule, die seinerzeit Aufsehen erregte. 1904 erhielt er für seine Leistungen den Titel eines Professors. Ende 1908 wurde M. die Direktion des 1806 gegründeten Polytechnischen Zentralvereins (PZV) in Würzburg übertragen. Ab 1911 unterstand ihm nur noch die freiwillige Fortbildung unter dem Namen einer Gewerbe-, Zeichen- und Modellierschule, wobei der fachliche Umfang um eine Stenographie- und Handelsabteilung erweitert wurde. Hier erschloß M. als Direktor insbesondere Möglichkeiten zur Fortbildung für bereits im Berufe stehende Kunstgewerbler und Handwerker. In seiner Würzburger Amtszeit entwarf M. den Neubau für die Holzschnitzschule in Bischofsheim an der Rhön. Er trat 1920 in den Ruhestand und verbrachte seinen Lebensabend in Würzburg.
Werke: Ornamentale Pflanzenstudien auf dem Gebiet der heimischen Flora, 1888; Hdb. der Pflanzenornamentik. Zugleich eine Sammlung von Einzelmotiven für Musterzeichner und Kunstgewerbetreibende, 1893; Ornamentvorlagen für gewerbliche Fach- und Fortbildungsschulen, 1893/94/95 (mit Carl Skomal); Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule zu Magdeburg 1793–1893, in: Kunstgewerbeblatt N. F. 5, 1893/1894, 4–7.
Literatur: Jahresberichte der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Magdeburg 1893–1916; Wilhelm Weber, Vom Gewerbemuseum zur Pfalzgalerie, in: Kat. der Gemälde und Plastiken des 19. und 20. Jahrhunderts. Jubiläumskat. Pfalzgalerie 1875–1975, Kaiserslautern 1975 (*B); Norbert Eisold, Die Kunstgewerbe- und Handwerkerschule in Magdeburg 1793–1963, Kat. Magdeburg 1993.
Archivalien: Geheimes StA Berlin: Abt. I, Rep. 120, E. X., Fach 2, Nr. 18, Bde 3–5.
Gerd Kley
letzte Änderung: 28.02.2005