Maenicke, Fritz
geb. 23.10.1892 Halle,
gest. 16.03.1970 Magdeburg,
Bildhauer, Restaurator.

M., Sohn des Maschinenmeisters Karl M., verbrachte seine Schulzeit in Halle, Cottbus, Falkenberg, Torgau und Leipzig. In der Bildhauerwerkstatt Wollstädter in Leipzig erhielt er 1907–11 eine handwerkliche Ausbildung und den Gesellenbrief. Neben seiner Tätigkeit als Bildhauergehilfe (1911–15) besuchte er die Staatliche Akademie in Leipzig unter Professor Adolf Lehnert. 1913 erhielt er das Künstlereinjährige, studierte 1913–14 an der Hochschule für Bildende Kunst sowie in der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin, u. a. bei Emil Orlik und Josef Wackerle. Professor Schmarje nahm M. hier in seine Meisterklasse auf. Nach seiner Teilnahme als Soldat im I. Weltkrieg (1915–18) war M. bis 1920 als selbständiger Bildhauer in Leipzig tätig. 1921–32 arbeitete er als Bildhauergehilfe und 1932–43 als selbständiger Bildhauer in Magdeburg. Bei mehreren Reisen in Deutschland und ins Ausland kam er mit den alten und neuen Meistern seines Faches in Berührung. Im Zusammenhang mit der Deutschen Theaterausstellung 1927 im Magdeburger Rotehornpark schuf er nach Entwürfen von Albin Müller die Pferdefigur (Klinker) am Pferdetor, die Große Magdeburger Jungfrau am Aussichtsturm und die Leuchtsäulen mit den auf die Theaterausstellung bezogenen Masken. Trotz fortgeschrittenen Alters wurde er noch 1943 zum Kriegsdienst eingezogen. Bei dem schweren Bombenangriff auf Magdeburg am 16.01.1945 wurden seine Werkstatt und fast sein gesamtes bisheriges Lebenswerk vernichtet. Zur Sicherung des Lebensunterhaltes arbeitete er nach Kriegsende bis 1949 als Winzergehilfe in Roßbach bei Naumburg. Hier wandte er sich seit 1950 wieder verstärkt der künstlerischen Arbeit zu. Eine Reihe von qualitätsvollen Plastiken entstand. Parallel dazu gab es bereits Kontakte zum Institut für Denkmalpflege, welche die beabsichtigte Restaurierung des Magdeburger Reiters betrafen. 1955 erfolgte seine endgültige Übersiedlung nach Magdeburg. Hier widmete sich M. vornehmlich skulpturalen Restaurierungsarbeiten im Magdeburger Dom (Die klugen und die törichten Jungfrauen, Epitaphien von der Schulenburg und Hopkorf, Kanzel, Sitzendes Paar), des “Magdeburger Reiters” mit zwei Begleitfiguren (1957– 61) und führte ferner Restaurierungsarbeiten für die Schloßkirche Weißenfels, die St. Trinitatis-Kirche Zerbst, den Naumburger und Halberstädter Dom, die Liebfrauenkirche Halberstadt (Chorschranken), das Kloster Unser Lieben Frauen Magdeburg (Kanzel), die Schloßkirche Wittenberg (Askaniergruft) sowie in Quedlinburg und Stendal (Rolande) aus.

Werke: vier überlebensgroße weibliche allegorische Figuren am ehemaligen Fernmeldeamt Listemannstraße, Magdeburg, das Telefon, die Telegrafie, die Briefpost und die Flugpost darstellend (Travertin), 1927.

Nachlaß: Siegward Hofmann, Magdeburg (privat).

Literatur: F. P. Rochow, Zur Geschichte des Magdeburger Reiters, in: Magdeburger Kulturspiegel, Juli 1961, 10–14; Jutta Balk, Der kleine Reiter und die Jungfrau, in: Magdeburger Zeitung vom 22.10.1969, 5.

Bildquelle: Siegward Hofmann, Magdeburg (privat).

Siegward Hofmann