Zuckschwerdt, Hermann Ludwig Alexander
geb. 10.01.1826 Magdeburg,
gest. 30.12.1873 Magdeburg,
Kaufmann, Bankier.

Der Sohn des Ludwig Z., des Begründers der Firma Zuckschwerdt & Beuchel, besuchte die höhere Gewerbe- und Handelsschule in Magdeburg. Ab 1842 absolvierte er zunächst im Detailgeschäft von Karl Z. in Braunschweig und ab Oktober desselben Jahres im väterlichen Unternehmen eine kaufmännische Lehre. Erste Berufserfahrungen sammelte er als Gehilfe bei A. W. Görne & Co. in Hamburg (1845–1847) sowie bei einem anschließendem Aufenthalt in England und Frankreich. 1848 kehrte Z. nach Deutschland zurück und trat für seinen inzwischen verstorbenen Vater in das Familienunternehmen ein, dessen Geschäftsführung er zwei Jahre später übernahm. Dem Wunsch seines Vaters entsprechend, trennte er sich 1852 von der Familie Beuchel (diese übernahm das Kohlengeschäft und die Zuckerfabriken) und wurde nach einer Abfindung der übrigen Familienmitglieder Alleininhaber des Unternehmens. Es folgte die Aufgabe kleinerer Unternehmungen, die Beteiligung an der Magdeburger Bergwerksgesellschaft (Zeche “Königsgrube”) sowie die Konzentration auf den Kolonialwaren- und Zuckerhandel und das damit verbundene Bankgeschäft. Seiner marktorientierten Firmenpolitik treu bleibend, gab er später auch den Kolonialwarenhandel (1857) und die Zuckerwarenfabrik (1863) auf. In dieser Konsequenz führte er das Unternehmen zu einem Weltgeschäft. Z. war nicht gewillt, nur den alten Bahnen der Firma zu folgen. Sein größtes Verdienst liegt in der Entwicklung des Magdeburger Zucker-Exportgeschäfts. Er begann als erster mit dem Export von deutschem Rohzucker nach England und führte zuerst deutschen Rübenzucker in die USA ein. Z. hatte einen bedeutenden Anteil am Rohzuckerexport Österreichs nach England und Holland. Der als modern und fortschrittlich orientiert geltende Kaufmann war ständig um die Förderung des Magdeburger Handels bemüht. Als Mitglied des Ältestenkollegiums der Magdeburger Korporation der Kaufmannschaft (ab 1871 Dritter Vorsteher) zeigte Z. großes Engagement bei der kaufmännischen Ausbildung und Unterstützung des Magdeburger kaufmännischen Vereins sowie bei den Verhandlungen zum Bau des Rhein-Elbe-Kanals. 1871 wurde der auch zum Stadtverordneten gewählte Z. Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses für die Nationalliberale Partei. Ende 1873 starb Z. an den Folgen einer Typhuserkrankung.

Literatur: Martin Behrend, Magdeburger Großkaufleute, 1906, 11, 85f. (B).

Bildquelle: *LHASA.

Horst-Günther Heinicke