Zuckschwerdt, Elias Christian Ludwig |
Z., Sohn eines evangelischen Pfarrers, ging beim Gewürz- und Kolonialwarenhändler Georg Ludwig Dommerich in Braunschweig in die Kaufmannslehre. Mit dessen Hilfe gründete Z. zusammen mit seinem Freund Wilhelm Beuchel aus Wolfenbüttel 1818 die Kolonialwarenhandlung Zuckschwerdt & Beuchel. Noch im selben Jahr eröffnete er zusammen mit Dommerich eine Zichorienfabrik in Buckau. 1826 stieg Z. in die Rübenzuckerproduktion in Sudenburg ein. 1827 erfolgte die Grundsteinlegung für sein zweites Werk, die sogenannte “Neue Fabrik” in Magdeburg. Ende der 1820er/Anfang der 1830er Jahre schaffte Z. endgültig den wirtschaftlichen Durchbruch und stieg in den Kreis der Honoratioren der Stadt auf. Er gründete weitere Kandis- und Zuckerfabriken in Magdeburg und Aschersleben, gehörte zu den Mitbegründern der Magdeburger Börse 1825 und der ersten Magdeburger Privatbank 1857. Er engagierte sich für den Eisenbahnbau nach Magdeburg und gegen die Zuckerbesteuerung in Preußen. Mit erst 36 Jahren wurde Z. in den Ältestenrat der Korporation der Magdeburger Kaufmannschaft gewählt und stieg 1836 zum dritten und 1837 zum zweiten Vorsitzenden auf. Zum Schutz der einheimischen Zuckerindustrie, die zum Initiator und Motor der industriellen Revolution in der Stadt und der Region in den 1830er/40er Jahren wurde, aber seit Anfang der 1840er Jahre durch die preußische Regierung hart besteuert wurde, gründete Z. – nachdem seine Bemühun gen auf dem siebenten Provinziallandtag 1841 erfolglos geblieben waren – mit ca. 140 Rübenzuckerfabrikanten aus ganz Deutschland den Verein der deutschen Runkelrübenzuckerfabrikanten, die erste überregionale Unternehmer-Dachorganisation Deutschlands überhaupt. Z.s unermüdlichem Ringen ist es u. a. zu verdanken, daß die Zuckerindustrie im mitteldeutschen Raum nicht nur diese Krise überstand, sondern bis in die heutige Zeit das Wirtschaftsprofil der Region mit prägt. Als erster Vorsitzender des Vereins der deutschen Runkelrübenzuckerfabrikanten wurde Z. gewählt, der sich zunehmend auch anderweitig politisch engagierte, so z. B. als Mitglied der Stadtverordnetenversammlung und als stellvertretender Landtagsdeputierter der Stadt Magdeburg, aber auch in der sich formierenden Vormärzopposition um die “Bürgerversammlung” – dem organisatorischen Zentrum der liberalen Bewegung in der Stadt. 1848 brachte sich Z. aktiv in die wirtschaftspolitischen Debatten im Frankfurter Nationalparlament ein, ehe er im November desselben Jahres infolge einer Choleraerkrankung in Magdeburg verstarb.
Literatur: Hans Leonhard (Hg.), Denkschrift zum einhundertjährigen Jubiläum der IHK Magdeburg, 1925, 65 u.ö. (B); Jürgen Engelmann, Z., in: Mathias Tullner (Hg.), Persönlichkeiten der Geschichte Sachsen-Anhalts, 1998, 506–508.
Jürgen Engelmann