Haase, Johann Christian Mathias, Dr. med.
geb. um 1778 n. e.,
gest. 30.08.1828 Magdeburg (Freitod),
Arzt.

H., Sohn eines Kossäten und Leinewebers, erhielt seine Ausbildung zum Sanitätsoffizier an der Berliner Pépinière, war nach 1806 in der Westfälischen Armee zuletzt als Adjunkt des Inspecteurs des Gesundheitsdienstes und gleichzeitig als Major tätig, stellte nach dem Rußlandfeldzug nach eigenen Aufzeichnungen seine Kenntnisse seinen Landsleuten im Raum Halberstadt/ Magdeburg zur Verfügung und wurde Oberarzt im Militärhospital in Magdeburg. An dem Frankreichfeldzug 1815 beteiligte er sich im 3. Elb-Landwehr-Infanterieregiment als Regiments-Chirurg. Nach Magdeburg zurückgekehrt, war H. vermutlich als Arzt tätig, wobei er sich große Verdienste um die ärztliche Versorgung der Armen erwarb. Er baute mit eigenem Vermögen eine Badeanstalt auf dem Fürstenwall, die im Sommer in mehreren Zimmern Bäder unterschiedlicher, auch gesundheitsfördernder Qualitäten anbot und um eine Flußbadeanstalt mit günstigen Preisen für jedermann sowie um ein Dampfbad für Frauen erweitert werden sollte. Sein 1823 gestellter Antrag auf Bürgerrecht in Magdeburg-Altstadt wurde vom Gemeinderat 1824 befürwortet und mit dem Ehrenbürgerrecht beschieden. H. verwendete 1825/26 eine finanzielle Unterstützung der Stadt für den Erwerb einer Dampfmaschine und eines Apparates zur Herstellung kochenden Wassers von der Firma Samuel Astons in Magdeburg. Ab 1828 zeichneten sich jedoch Schwierigkeiten in der weiteren Betreibung und baulichen Entwicklung des Bades ab, die sowohl auf finanzielle und bautechnische Probleme, als auch auf Verleumdungen durch die hiesige Ärzteschaft zurückzuführen waren und H. wahrscheinlich in den Freitod trieben. Nachdem 1830 der Chirurg Christian Lossier aus dem baufälligen Bad die Lossier’sche Bade- und Heilanstalt errichtet hatte, übernahm diese Einrichtung 1881 Paul Schreiber, der zudem die erste Augenklinik Magdeburgs eröffnete.

Literatur: Ingelore Buchholz/Maren Ballerstedt/Konstanze Buchholz, Magdeburger Ehrenbürger, 1994, 11–13

Archivalien: StadtA Magdeburg: Akten der Altstadt II B 43.

Margrit Friedrich

letzte Änderung: 02.02.2005