Hermann, Georg
geb. 01.09.1903 Zarizino bei Moskau,
gest. 17.10.1981 Bad Suderode,
Oberingenieur, Diplom-Bauingenieur, Chef-Statiker.

Der Sohn des Ernst H., Buchhalter eines englischen Unternehmens, besuchte 1911–15 die Petri-Pauli-Schule in Moskau, 1915–24 das Realgymnasium Altenburg in Thüringen und studierte 1924–29 Bauingenieurwesen an der Technischen Hochschule Dresden. Nach einem halbjährigen Praktikum im Brückenbau und in einer Schlosserei war er 1930–31 als Statiker bei der Firma Brückenbau (Stahl) Hein, Lehmann & Co. tätig und kehrte danach wieder zu seinem Lehrer Professor Kurt Beyer als Privatassistent zurück. Während dieser Zeit hatte die Entwicklung von Tagebau-Großgeräten (Eimerketten- und Schaufelradbagger, Abraumabsetzer) unter Otto Zimmermann in der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf AG Magdeburg neue Dimensionen angenommen und machte insbesondere unter dem Aspekt der Sicherheit und der weiteren Durchsetzung eleganter und leichter Tragwerke das Wirken versierter Statiker erforderlich. 1935 nahm H. seine Tätigkeit als Statiker im Baggerbau in Magdeburg auf. Neben der Erstellung der Statiken für die laufende Produktion systematisierte er die zu erbringenden statischen Nachweise hinsichtlich der Belastungsarten, der Funktionen der Tragwerke und der Sicherheiten des Gesamtgerätes. Um geringe Gewichte der sich auf Schienen oder Raupen bewegenden Geräte zu erzielen, wurden neben dem Einsatz von höherfestem Stahl St 52 von ihm wirklichkeitsnahe Berechnungsmethoden angewendet. So wurde der Fachwerk-Oberbau der Großgeräte als räumliches Fachwerk mit mehreren überzähligen Querscheiben berechnet. Weitere anspruchsvolle Berechnungen wurden angewandt bei den torsionssteifen, vollwandigen Fahrwerksschwingen, den Ringträgern des Unterbaus, den unten offenen Eimerleitern, den Eimerrinnen, den Bandauslegern, den Unterbauportalen und den Schwenksäulen. Eine Spezialität der “Buckauer Bagger” war die Seitenkraft aufnehmende Kreuzseilaufhängung von Auslegern, an deren Patenten H. maßgeblich beteiligt war. Alle Statiken wichtiger Bauteile mußten die Prüfung durch zugelassene Ingenieurbüros des Auftraggebers, der “Kohle”, bestehen. Konstruktion und Bau von Tagebaugroßgeräten entwickelten sich zur tragenden Säule der Maschinenfabrik Buckau R. Wolf A. G. Magdeburg. H. erweiterte das Statikbüro und wurde Chefstatiker mit der Kompetenz, Tragwerke aller Konstruktionsbüros zu bearbeiten. 1946 wurde er als Oberingenieur geehrt und avancierte zum Stellvertreter des Chefs des Konstruktionsbereiches Bagger, der jetzt von  Johannes Goedecke geleitete wurde. Aufgrund seiner ausgezeichneten Kenntnisse der russischen Sprache und Geschichte war er während der SAG-Zeit des Betriebes ein gern gesehener Dolmetscher. In den 1950er Jahren bis zu seinem Ausscheiden 1961 aus dem VEB Schwermaschinenbaukombinat “Georgi Dimitroff” Magdeburg war H. Vorreiter der Anwendung von geschweißten Stahlkonstruktionen und von höherfesten Stählen im Tagebaugroßgerätebau.

Werke: Eimerkettenbagger auf Raupenfahrwerk, schwenkbar, ERs 400, 1941 (Ferropolis, Gräfenhainichen).

Literatur: 100 Jahre Buckau-Wolf, Die Geschichte unseres Hauses, 1938, 234ff.; Kurt Beyer, Die Stahlkonstruktionen für Großbagger und Großabsetzer, in: Sonderdruck aus “Braunkohle” 1940, H. 50/51, 555–561, 569–573; Unterlagen Hansgeorg H. Magdeburg (privat).

Bildquelle: ebd.

Werner Hohaus

letzte Änderung: 09.02.2005