Heimke, Carla Klara Erna,
geb. Konzer
geb. 07.04.1900 Berlin,
gest. 29.07.1985 Haldensleben,
Konzertsängerin, Kulturschaffende.

H.s Vater war Schmied und Monteur in Berlin. Ihre Schulausbildung und die anschließende Handelsfachschule (1914–1916) absolvierte sie in ihrer Geburtsstadt. Der Direktor der Handelsfachschule inspirierte H., sich der Musik zu widmen, und empfahl ihr das Stern-Konservatorium in Berlin. 1919 heiratete sie einen technischen Kaufmann, nahm ab 1924 eine mehrjährige Gesangsausbildung auf und war danach als Konzertsängerin und Gesangspädagogin freischaffend tätig. Ihre Liebe galt vorwiegend dem klassischen Liedgut. Durch ihre Bühnenarbeit stand sie zudem mit zahlreichen Künstlern und Schriftstellern ihrer Zeit in Kontakt, so u. a. mit Ehm Welk. Das Kriegsgeschehen und die Zunahme der Bombenangriffe veranlaßten H., 1943 der Tochter nach Bad Rügenwalde (Darlowo) in Hinterpommern zu folgen. Dort beauftragte sie der ortsansässige Oberst des Schießplatzes, eine Wehrmachtsbühne zu errichten. Es gab Theater und Gesang mit und für Soldaten zwischen den Fronteinsätzen. Anfang 1945 floh sie vor der heranrückenden Front über Stettin und Goldbeck bis nach Hillersleben/Kreis Haldensleben. Hier erlebte H. mit ihrer Tochter das Kriegsende und bildete wenig später mit sich dort aufhaltenden Künstlern eine Künstlergemeinschaft, die bereits im Mai 1945 vor ehemaligen Häftlingen des Konzentrationslagers Bergen-Belsen auftrat. Nach der Besetzung des Gebietes durch sowjetische Truppen im Juli 1945 erhielt H. auch durch den kulturell interessierten sowjetischen Kommandanten Grankin den Auftrag, ein künstlerisches Programm zusammenzustellen. Neben den Auftritten ihrer Künstlergemeinschaft organisierte sie zahlreiche Veranstaltungen mit bekannten Künstlern wie der Tänzerin Ilse Meutner, Konzerte mit Wilhelm Damm und Otto Kobin, den Schauspielern Wilhelm Koch-Hooge, Werner Fuetterer u. a. In dieser Zeit der noch zerstörten Theater und Bühnen nutzte H. ihr organisatorisches Talent und ihren künstlerischen Sachverstand, um im August 1947 die Volksbühne im Kreis Haldensleben neu zu gründen. In Vorbereitung darauf organisierte sie ein großes Chortreffen sowie Tanzgastspiele und Sonderzugfahrten ins Bergtheater Thale. Schon im ersten Jahr des Bestehens der Volksbühnengemeinde konnten ca. 30.000 Besucher gezählt werden. Im März 1946 gründete sich unter H.s Leitung eine Haldensleber Ortgruppe des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands. Erst ehrenamtlich, dann von 1950 bis 1975 hauptamtlich war H. als Kreissekretärin des Kulturbundes tätig. Ihre durch eine umfangreiche Vortrags- und Veranstaltungstätigkeit unterstützten Bemühungen mündeten in der Gründung des Geistigen Forums, eines Klubs der Kulturschaffenden, der 1952 mit regionalem Bezug in Alsteinklub Haldensleben umbenannt wurde und als Plattform für vielfältige kulturelle und kulturpolitische Aktivitäten diente. H. war langjährig als Leiterin des Alsteinklubs tätig und organisierte mit großem Engagement dessen Arbeit, die sich durch große Themenvielfalt auszeichnete. Sie war bis in ihr 75. Lebensjahr aktiv und verfolgte auch späterhin das kulturelle und politische Zeitgeschehen mit Interesse.

Literatur: Unterlagen Familie Kaller, Haldensleben (privat).

Bildquelle: *ebd.

Ralf Kersten