Dreger, Max, Dr.-Ing. E.h.
geb. 30.05.1852 Neuwedel/Arnswald,
gest. 12.09.1927 Berlin,
Oberingenieur, Konstruktionsdirektor, Major.

Die Laufbahn D.s begann beim Militär. Frühzeitig befaßte sich D. mit den naturwissenschaftlich-technischen Zusammenhängen beim artilleristischen Schießen und entwickelte auf diesem Gebiet eine ausgezeichnete technische und artilleristische Begabung. Das führte ihn in verschiedene technisch-militärische Dienststellen, zuletzt auch in das Kriegsministerium. Nach seinem erbetenen Abschied beim Militär war er kurzzeitig im Kolonialdienst in Neu-Guinea tätig, mußte denselben aber aufgrund einer Malariaerkrankung aufgeben. Nach der Übernahme des Grusonwerkes Magdeburg durch die Firma Fried. Krupp AG Essen wurde er 1893 Assistent beim Leiter des Kanonenressorts und Ressortchef des Kanonenressorts II, Direktor Groß. Bereits 1894 übernahm er die Leitung des Versuchsschießplatzes in Meppen und führte die von Julius von Schütz durchgeführten und publizierten Schießversuche des Grusonwerkes Magdeburg fort. 1895 nach Ausscheiden Groß’ leitete er die Artilleriekonstruktion, setzte damit das Werk von Maximilian Schumann fort und erhielt die Berufung ins Direktorium des Fried. Krupp Grusonwerkes Magdeburg. 1896 verlieh ihm die Königin von Dänemark für seine militärtechnischen Verdienste das Ritterkreuz. Unter seiner Leitung entstand in dieser Zeit eine große Anzahl von Neukonstruktionen für Landheer und Marine. Besonders sind seine Anregungen zur Gestaltung und Durchbildung der Konstruktion des 42-cm-Mörsers hervorzuheben, die er in enger Abstimmung mit dem preußischen Generalstab vornahm. Im Zusammenhang der damaligen Umbewaffnung aller Artillerien war D. auf allen ausländischen Schießplätzen bei Vergleichsversuchen zu finden. Einen Abschluß seiner langjährigen artilleristischen Tätigkeit bildete 1908 eine längere Reise nach Ostasien. Seine Ernennung zum Ehrendoktor durch die Großherzogliche Technische Hochschule Darmstadt erfolgte 1910 in “Anerkennung seiner Verdienste um das deutsche Kriegsmaterial, in Sonderheit um die Einführung neuerer Konstruktionen auf dem Gebiete des Artilleriewesens”. Im selben Jahr übernahm er die Generalvertretung für Kriegsmaterial der Fried. Krupp AG in Berlin und trat 1915 in den Ruhestand. Während des I. Weltkrieges stellte er seine Kenntnisse im Generalgouvernement in Brüssel zur Verfügung, später besichtigte er im Stabe des Inspizienten des Artilleriematerials das erbeutete Artilleriematerial an allen Fronten. D. gehörte neben den Generälen Jany und Klefecker, den Professoren Post und Kaiser sowie Bernhard Rathgen zu den bedeutenden waffenkundlichen und militärgeschichtlichen Experten Deutschlands. Seine Waffensystematik fand bis heute Anerkennung und Anwendung. Neben seinen eigenen Veröffentlichungen führte er nach dem Ableben von Rathgen und der Arbeit von Otto Johannsen daran mit großer Akribie und Fachkunde dessen Werk zur Druckreife.

Werke: Waffensammlung D., mit einer Einführung in die Systematik der Waffen, 1926; Hermann Gruson. Sein Leben bis zur Gründung des Grusonwerks (1821–55), in: Nach der Schicht, Nr. 12, Juni 1930.

Literatur: Julius von Schütz, Gruson’s Hartguss-Panzer, 1887; ders., Hartguß-Panzerungen und Minimalscharten-Lafetten, System Gruson, Magdeburg, 1890; ders., Die Panzerlafetten auf den Schießplätzen des Grusonwerks bei Magdeburg-Buckau und Tangerhütte, 1890; Bernhard Rathgen, Das Geschütz im Mittelalter, 1928, V-XLVIII; N. N., M. D. †, in: Kruppsche Mitteilungen, Nr. 19, 20.09.1929; Ehrung der Jubilare des KGW zur 75 Jahrfeier des Krupp/Grusonwerks Magdeburg, in: Nach der Schicht, Juli 1930; 

Archivalien: LHASA: SA Rep. I 409; Archiv der Fried. Krupp AG Essen: WA XVI 1 33a und WA 2174, 46.

Bildquelle: *Archiv der Fried. Krupp AG Essen: WA 16 l 33.68.

Werner Hohaus

letzte Änderung 13.09.2004