Blühdorn,
Johann Ernst Christian, Dr. theol. h.c. |
B. erhielt zunächst Privatunterricht von seinem Vater, einem evangelischen Pfarrer, besuchte ab 1775 die Schule in Crossen und ab Ostern 1779 das Lyzeum in Guben. Von 1785 bis 1788 studierte er evangelische Theologie an der Universität Halle und schloß sich dort besonders an Friedrich August Wolf an, der ihn in das 1787 gestiftete philosophische Seminar aufnahm. Während seiner Studienzeit erteilte der sprachlich begabte B. zur Übung und zum Vergnügen in den beiden ersten Klassen der Hauptschule des Waisenhauses in Halle Unterricht im Lateinischen und Griechischen. Ende 1788 als Lehrer an das Werdersche Gymnasium nach Berlin berufen, avancierte B. bereits Ostern 1791 zum Rektor der Salderischen Schule in Brandenburg (Altstadt) sowie Anfang 1795 als Nachfolger von Johann Peter Willenbucher zum Rektor der namhaften Gelehrtenschule in Brandenburg (Neustadt). Anfang 1796 erhielt er einen Ruf als zweiter Prediger an die Heilige-Geist-Kirche in Magdeburg, trat dieses Amt im Mai desselben Jahres an und wurde hier 1805 als Nachfolger Conrad Gottlieb Ribbecks erster Prediger. Die Tätigkeit B.s wie des neben ihm als zweiten Prediger agierenden Karl Zerrenner erlangte insbesondere während der Zeit der französischen Besetzung eine große Bedeutung für die städtische Bevölkerung, insofern allein die Heilige-Geist-Kirche neben St. Johannis und der Französisch-Reformierten Kirche von der militärischen Nutzung durch französischen Truppen ausgenommen war. B. kam mehrfach wegen vaterländisch gesonnener Predigten mit der französischen Polizei in Konflikt und wurde 1812 aufgrund einer politisch anstößigen Bußtagspredigt aus dem Amt entfernt. Seiner Versetzung ins Westfälische kam ein Ruf nach Burg zuvor, wo er zunächst als Diakon an der St. Nicolai-Kirche, später der Kirche Unser Lieben Frauen und ab 1816 als Superintendent und Oberprediger wirkte. Ostern 1822 trat B. als Konsistorialrat die Superintendentur und das erste Predigeramt an der Hof- und Stiftskirche St. Bartholomaei in Zerbst an und wirkte hier bis zu seinem Tode. Ende 1841 verlieh ihm die theologische Fakultät der Universität Halle die Ehrendoktorwürde. B., der schon während seines Studiums mit Übersetzungen lateinischer Klassiker auf sich aufmerksam gemacht hatte, galt als gründlicher, in den alten Sprachen außerordentlich bewanderter Gelehrter. Er trat nicht nur mit fundierten Überlegungen zur Verbesserung der Spracherziehung an Gelehrtenschulen (praktische Einrichtung des Sprachunterrichtes, Redeübungen) hervor, sondern wandte die hier entwickelten Grundsätze auf Predigten an und lieferte wertvolle kritische Beiträge zur rationalistisch-philologischen Diskussion der Beredsamkeit vor dem Hintergrund der Ästhetik Kants.
Werke: Einige Gedanken über den Vortrag der Geschichte auf gelehrten Schulen, 1792; Von der Uebung im Lateinschreiben auf gelehrten Schulen (Programm), 1794; Religionsvorträge, nebst einer Abhandlung über die Simplicität des Ausdrucks in Predigten, 1801, 21808; Religionsvorträge, meistens über Episteltexte. Nebst einer Untersuchung über das Wesen der Beredtsamkeit, 1803, 21808; Religionsvorträge, meistens über Episteltexte. Nebst einigen Gedanken über die Bestimmung des Menschen zur Glückseligkeit, 1805; Einige Gedanken über gewisse Lehrgegenstände in unsern höhern Bürgerschulen (Programm), 1813; zahlreiche gedruckte Predigttexte.
Literatur: Neuer Nekr 20, 1844; Hamberger/Meusel, Bde 9, 13, 17, 22/1; Andreas Gottfried Schmidt, Anhalt’sches Schriftsteller-Lexikon, 1830, 40–42.
Guido Heinrich