Wohlfeld, Paul Albert
geb. 15.10.1884 Magdeburg,
gest. 08.04.1957 Hamburg,
Druckereibesitzer.

Der Sohn des Paul W. absolvierte nach dem Schulbesuch eine praktische Ausbildung in mehreren Großbetrieben Deutschlands und sammelte danach über mehrere Jahre berufspraktische Erfahrungen als Drucker im Ausland, zuletzt in den USA. Im August 1909 trat er als Mitarbeiter und Prokurist in das väterliche Geschäft ein und wurde Mitte 1921 Teilhaber der Firma. Ab Juli 1922 leitete er den Betrieb gemeinsam mit seinem Bruder Konrad W. (geb 03.02.1891 Magdeburg, gest. 11.03.1975 Schiefbahn bei Krefeld), der die kaufmännische Seite des Unternehmens betreute. Durch kontinuierliche Modernisierung konnte die Firma ihren Ruf als Qualitätsdruckerei, insbesondere im Bilderdruck, weiter ausbauen. Der “Wohlfeld-Tieftondruck” wurde als eingetragener Markenname in der Geschäftswelt etabliert. 1923 führte W. den Offsetdruck ein, reorganisierte die Stereotypie (Winkler-Autostereo mit Vernickelung) und gliederte 1924 eine Ätzerei an. 1927 wurden Setzmaschinen und 1936 die erste vollautomatische Druckmaschine (Heidelberger Druck-Automat) aufgestellt. Ab 1933 führte die Druckerei Albert Wohlfeld verstärkt Aufträge für die deutsche Großindustrie aus, zu denen umfangreiche farbige Kataloge und in ihrer Art vorbildliche Drucksachen u. a. für die Adam Opel AG, AutoUnion, Mercedes Benz, Büssing, Norddeutscher Lloyd, Deutsche Reichsbahn, Gute-Hoffnungs-Hütte, Junkers-Werke, Zeiss Jena, AGFA, Kodak, IG Farben, Klöckner und Siemens, für die Keramik-, Uhren-, Radio-, Motoren- und elektrotechnische Industrie u.v.a. gehörten. Auch für Magdeburger Firmen entstanden z. T. umfangreiche Fest- und Jubiläumsschriften. Zudem wurden hohe Auflagen farbiger Serienbildchen für die Zigaretten- und Putzmittelindustrie hergestellt. Herausragend waren auch die Druckarbeiten für namhafte deutsche Verlage, für die bedeutende Bild-Werke entstanden, u. a. die Jahresbände “Das deutsche Lichtbild”, die Magdeburger Dombände (Walter Greischel), Bild- und Dokumentationsbände für den Deutschen Kunstverlag, aber auch farbige Kunstblätter für den Hoffmann-Verlag sowie farbige Bildpostkarten für Verleger. 1936 stellte die Druckerei das Deutschlandbuch für die Olympia-Ehrengäste her. Während nach 1938 die Werbeaufträge zurückgingen, führte die Firma Aufträge für die deutsche Wehrmacht (Heer, Luftwaffe) und für Wirtschaftsämter aus. Seit 1935 besaß das Unternehmen eine von Konrad W. geleitete Zweigstelle in Düsseldorf. W. wurde 1939 ehrenamtlicher Leiter der Bezirksgruppe Mittelelbe der Wirtschaftsgruppe Druck und 1944 auch in die Gauwirtschaftskammer gewählt. Betrieb und Grundstück wurden nach 1945 enteignet. Während Konrad W. mit seiner Familie den Krieg in Krefeld überlebte, übersiedelte W. nach versuchtem Wiederaufbau der Firma im Frühjahr 1948 mit seiner Familie in die Westzone, zunächst nach Bielefeld. Seit Mai 1950 lebte er in Hamburg.

Literatur: Konrad W., Hundert Jahre Buchdruckerei Albert W., 1934 (*B); 100 Jahre Buchdruckerei A. Wohlfeld Magdeburg, in: Gebrauchsgraphik. Monatszs. für visuelle Communication und künstlerische Werbung 11 (1934), H. 11, S. 38-47; ders., Dem Betriebsführer der Buchdruckerei A. W., Herrn P. A. W. zum sechzigsten Geburtstag, 1944.

Guido Heinrich

letzte Änderung: 06.06.2006