Sickel, Gustav Adolph Friedrich,
Dr. phil. |
Der Sohn des evangelischen Pfarrers Karl Philipp S. besuchte nach Privatunterricht im Elternhaus 1813–17 das Gymnasium in Halberstadt und studierte danach Philosophie und evangelische Theologie in Halle. Zwischenzeitlich hatte er mit seinen Brüdern August und Franz S. am zweiten Feldzug gegen Napoleon (1815) teilgenommen. 1820 erhielt er eine Anstellung als Leiter der Stadtschule in Schwanebeck bei Halberstadt und wurde nach seiner Promotion in Halle 1822 als Lehrer an das Schullehrerseminar in Halberstadt berufen. Ein Jahr später avancierte S. zum Direktor des Seminars, trat aber im April 1824 das Amt des Diakons zu Schwanebeck an. Von 1829 bis Anfang 1836 leitete er als Nachfolger von Johann Christian August Heyse die Höhere Mädchenschule in Magdeburg. Hier entwickelte er in einer Reihe von Arbeiten, u. a. zur Schulbildung der Mädchen, eine auf dem positiven christlichen Glauben fußende Pädagogik, deren methodische Anwendung insbesondere Gemüt und Charakter berücksichtigte. Unter seiner Ägide entwickelte sich die Schule in Magdeburg zu einer auch überregional anerkannten Einrichtung. S. wurde 1836 zum Superintendenten und Schulinspektor in Atzendorf berufen, wo er die im Sommer monatlich abgehaltenen Schullehrerkonferenzen zur methodischen Schulung der Lehrer nutzte und einen Lesezirkel einrichtete, um die Lehrer in ständiger Bekanntschaft mit der Literatur zu halten. Ab 1849 wirkte S. in Groß Rosenburg als Pfarrer und Superintendent der Diözese Calbe.
Werke: Versuch einer Erziehungsseelenlehre für Eltern und Erzieher, welche nützliche, glückliche und gute Menschen bilden wollen, 1824; Gemeinnützliche Kenntnisse oder der Mensch nach seiner körperlichen und geistigen Beschaffenheit, seinen Bedürfnissen, Vergnügungen, Staats- und Religionsverhältnissen. Ein Lehrbuch für höhere Töchterschulen und zur Selbstbelehrung, 1831; Lebensbilder in Erzählungen für die reifere weibliche Jugend, 1834; Erziehungslehre für christliche Mütter, 1835, 21850.
Literatur: Johann Baptist Heindl (Hg.), Galerie berühmter Pädagogen, 1859; Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg, Das pädagogische Deutschland der Gegenwart, Bd. 1, 1835, 337–358 (Autobiographie); ders., Sämtliche Werke, Bd. 2, 1957, 695 (W).
Archivalien: AKPS: Rep. A, Spec. P, S 100 (PA).
Wolfgang Mayrhofer