Ledebur, Hermann Eduard
geb. 12.04.1802 Eidinghausen,
gest. 18.02.1851 Magdeburg,
Lehrer, Pädagoge, Schulreformer.

L. besuchte das Gymnasium in Bielefeld und studierte anschließend in Halle und Tübingen. Er gehörte der Burschenschaft an und beteiligte sich an deren Aktionen. Entsprechend einer Anordnung des preußischen Königs vom 21.05.1824, die bestimmte, daß die Zugehörigkeit zur Burschenschaft als Beteiligung an einer hochverräterischen Verbindung zu bestrafen sei, wurde L. 1826 zu einer mehrjährigen Festungshaft verurteilt, jedoch nach vier Jahren im Januar 1830 begnadigt. Die Haft in den feuchten Kasematten führte bei L. zu erheblichen gesundheitlichen Schäden. 1833 erhielt er einen Ruf an das Gymnasium zu Minden, ab 1836 war er erster Lehrer an der neuerrichteten Bürgerschule in Hannover. 1843 wurde L. Direktor der Höheren Gewerb- und Handlungsschule in Magdeburg, die nach der Schulreform unter Karl Zerrenner und August Hermann Francke als spezialisierte “Bildungsanstalt für künftige Kaufleute, Landwirte, Baumeister, Künstler usw.” gegründet worden war. Zunächst machte er sich mit den Verhältnissen an dieser Schule vertraut, um sich dann 1844 mit Veränderungsvorschlägen an die Schuldeputation zu wenden. L. war Vertreter des Realschulgedankens und strebte die Umwandlung der Handlungsschule in eine Realschule an. Dem wurde im gleichen Jahr zugestimmt und mit den notwendigen Veränderungen der Stundentafel und der Lehrpläne begonnen. 1847 war die Umwandlung in eine Realschule abgeschlossen. Damit betrat L. schulpolitisches Neuland, was sich auch darin zeigte, daß 1846 neben der Magdeburger Realschule in der Provinz Sachsen solche nur noch in vier weiteren Städten (Halberstadt, Aschersleben, Halle, Nordhausen) bestanden (42 in ganz Preußen). Auch in der Zeit seines Rektorats war er politisch aktiv, insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung des Realschulwesens. So war er der einzige Lehrer Preußens, der 1849 die Allgemeine Lehrerverammlung besuchte. L. hat die Anerkennung der Realschulen und ihre Gleichstellung mit den Gymnasien nicht mehr erlebt. Bereits ab 1849 wurde er durch Krankheit daran gehindert, sein Amt auszuüben. Er verstarb im Alter von nur 49 Jahren.

Werke: An die Eltern und Pfleger unserer Schüler, in: Schulprogramm der Realschule, 1845.

Literatur: Johann Dietrich Adolph Tellkampf/C. J. Lilienfeld, H. E. L., in: Friedrich Adolph Wilhelm Diesterweg (Hg.), Jb. für Lehrer und Schulfreunde, 1852, 1–48 (*B); C. Bratvogel, Fs. zur Hundertjahrfeier des Realgymnasiums zu Magdeburg am 3. Mai 1919, 1919, 60f.

Wolfgang Mayrhofer

letzte Änderung: 10.02.2005