Hasenbalg, Marie Henriette
geb. 09.03.1793 Hildesheim,
gest. 21.02.1823 Magdeburg,
Lehrerin.

Die Tochter des Hildesheimer Medizinalrats Friedrich Gerhard H. verkehrte in ihrer Kindheit mit der benachbarten Familie des preußischen Obersts Graf von Wedel und genoß früh den Unterricht der gräflichen Erzieherinnen. Sie besuchte ein Jahr lang die Hildesheimer Töchterschule und wurde nach deren Auflösung privat weiter unterrichtet. Von 1805 bis 1807 erweiterte sie ihre Kenntnisse auf der neu eingerichteten Hildesheimer Töchterschule des Pastors Dedekind und folgte im Herbst 1807 ihrer verheirateten älteren Schwester nach Bischhausen bei Heiligenstadt, wo sie sich weiterem Selbststudium sowie der praktischen Erziehungstätigkeit widmete und zudem die (ländliche) Haushaltung erlernte. 1810 nahm sie bei einem zwischenzeitlichen längeren Aufenthalt in Hildesheim auch Zeichenunterricht. Seit 1814 bereitete sie sich in Bischhausen durch regelmäßigen privaten Unterricht in Sprachen, Wissenschaft und Musik intensiv auf eine Tätigkeit als Erzieherin vor und erhielt im Herbst 1816 durch Empfehlung die Stelle der zweiten Lehrerin an der höheren Töchterschule in Nordhausen, wo sie anfangs in die Familie des Direktors Johann Christian August Heyse aufgenommen und von diesem gefördert wurde. Der mit der Reform des Magdeburger Schulwesens betraute Karl Zerrenner wurde auf einer Inspektionsreise durch die Provinz Sachsen Mitte 1818 auf die hervorragend qualifizierte H. hingewiesen, hospitierte bei ihr in Nordhausen und suchte sie umgehend für die neu zu schaffende höhere Töchterschule in Magdeburg zu gewinnen. H. folgte, wie ihr Direktor Heyse, dem Ruf an die im September 1819 in Magdeburg eröffnete höhere Töchterschule, an der sie erste Lehrerin und Erzieherin wurde. Neben dem üblichen Unterricht in “weiblicher Moral-, Klugheits- und Anstandslehre” und in der “weiblichen Technologie und Haushaltungskunst” erteilte sie auch naturkundlichen Unterricht. Sie verstand es, nicht nur die Töchter zu erziehen und zu unterrichten, sondern auch deren Eltern davon zu überzeugen, daß Bildung die Mädchen keineswegs “entweiblicht”. Ihr Unterricht kam nach Ansicht Zerrenners in vielen Hinsichten dem Ideal pädagogischer Tätigkeit gleich. Die Lehrerin aus innerer Berufung wurde wegen ihrer hohen wissenschaftlichen Bildung von ihren Berufskollegen hoch geschätzt und von ihren Schülerinnen verehrt. Seit Ostern 1822 schwer erkrankt, verstarb H. noch in ihrem 30. Lebensjahr an einem wiederholten Schlaganfall. Sie wurde unter Anteilnahme des Magistrats, der hohen Geistlichkeit des Doms, der Schulverwaltung und ihrer Schule im Innenhof des Magdeburger Domes beigesetzt. Diese Ehre war zu dieser Zeit nur Mitgliedern des Domkapitels und ihren Angehörigen vorbehalten. Noch heute steht im Innenhof des Kreuzganges zum Andenken an H. der mit einem Schmetterling verzierte Sandsteinquader.

Literatur: Karl Zerrenner, Zum Andenken der verewigten H. H., 1825 (enthält auch Auszüge aus Tagebüchern H.s und verschiedene Nachrufe); Hans Bekker, 1. Lehrerin an der höheren Töchterschule, in: Liberal-Demokratische Zeitung vom 12.06.1980; ders., Staatsbegräbnis für Demoiselle H., in: ebd. vom 03.07.1980; Die Stadtführerin, hg. vom Amt für Gleichstellungsfragen der Stadt Magdeburg, o. J., 56f.

Guido Heinrich/Kristina Ziegler

letzte Änderung: 02.02.2005