Ardenne, Elisabeth Baronin von,
geb. Freiin von Plotho
geb. 26.10.1853 Zerben bei Burg,
gest. 04.02.1952 Lindau/ Bodensee.

A. entstammte einer preußischen Adelsfamilie. Ihr Vater, der Edle Freiherr Felix von Plotho, war Rittergutsbesitzer und Königlich-Preußischer Deichhauptmann, die Mutter Marie, geb. von Welling, Sängerin. Wohlbehütet und naturverbunden wuchs A. mit ihren drei Schwestern und einem Bruder in Zerben auf und erhielt Privatunterricht. Vor allem die Mutter strebte frühzeitig an, ihre Tochter standesgemäß zu verheiraten. A. lernte den Fähnrich Armand Léon v.A. (geb. 1848) kennen, der als Zieten-Husar in der Garnison Rathenow diente. Er entstammte einer belgischen Familie, sein Vater war als Königlich Belgischer Generalkonsul für das Königreich Sachsen in Leipzig verpflichtet. Der Verlobung 1871 in Stechow bei Rathenow folgte 1873 in Zerben die Hochzeit. Danach lebte das junge Ehepaar in Berlin. Hier kamen 1873 die Tochter Margot und 1877 der Sohn Egmont zur Welt. A. führte eine zwar standesgemäße, aber unglückliche Ehe. Sie pflegte Kontakte zur Berliner Gesellschaft, dabei begegnete sie sicherlich auch  Theodor Fontane. Infolge der Militärlaufbahn des Ehemannes wechselte die Familie einige Male den Wohnsitz. 1881 wurde v.A. als Rittmeister und Eskadronchef der Zietenschen Husaren nach Düsseldorf versetzt. Die Familie lebte nunmehr im Schloß Benrath. A. begann hier 1884 eine riskante Liaison und heimliche Korrespondenz mit dem Amtsrichter Emil Ferdinand Hartwich, die 1886 von ihrem Ehemann entdeckt wurde. Dieser forderte den Liebhaber seiner Frau zum Duell auf, bei dem Hartwich schwer verletzt wurde und kurz darauf an den Folgen der Verwundung verstarb. A.s Ehemann wurde zu einer zweijährigen Festungshaft verurteilt, die er jedoch nur für vier Wochen antreten mußte. Nach der Scheidung 1887 lebten A.s Kinder bei deren Vater in Berlin, später bei den Großeltern in Leipzig. Sie selbst fand als Verstoßene Zuflucht bei ihrer Schwester in Berlin. A. wurde Krankenschwester und war u. a. von 1889 bis 1890 als Hilfsoberin in Berlin und im I. Weltkrieg als Pflegerin in Lazaretten tätig. Erst nach 16 Jahren konnte sie wieder persönlichen Kontakt zu ihren Kindern aufnehmen. Von dieser tragischen Liebesgeschichte und dem Duell erfuhr Fontane, der diesen Stoff in seinem Roman “Effi Briest” (1895) literarisch verarbeitete und zeittypische Moralwerte und Ausschnitte einer zeitgenössischen Wirklichkeit aufzeigte. Das Schloß in Zerben bildete im Roman die Vorlage für das Elternhaus der Effi Briest. Im Familienarchiv des Physikers Manfred v.A. (1907–1997), Enkel von A., werden die Liebesbriefe und Fotos seiner Großmutter aufbewahrt.

Literatur: Helene Herrmann (vgl. Ruth Mövius), Theodor Fontanes Effi Briest. Die Geschichte eines Romans, in: Zs. Die Frau 19, 1912; Dietmar Grieser, Piroschka, Sorbas und Co., Schicksale der Weltliteratur, 1980; Manfred Franke, Leben und Roman der E. v.A., Fontanes Effi Briest, 1994; Rolf Hochhuth, Effis Nacht. Monolog, 1996; Uta Baier/Thomas Chojnacki, Effi Briest war Manfred v.A.s Großmutter und wuchs in Zerben auf, in: Volksstimme, Burger Rundschau vom 14.04.1996; Reinhard Schwarz, Der Stahnsdorfer Südwest-Kirchhof, 22000, 11; Effi Briest – ein Kind Zerbens, hg. vom Fremdenverkehrsverein Genthin e.V., o. J.; Marianne Schünecke/Andrea Plünnecke, Die Edle Familie von Plotho Ein Stück Geschichte von Zerben, o. J., 1–12.

Bildquelle: *Familienarchiv Manfred v.A., Dresden (privat).

Katharina Kreschel

letzte Änderung: 02.09.04