Weise, Clara,
Ps.: Clara Cron,
geb. Stock,
geb. 20.11.1823 Magdeburg,
gest. 18.07.1890 Straßburg,
Lehrerin, Jugendschriftstellerin.

Die Tochter des Magdeburger Provinzialarchivrates Ludwig Christian Stock erhielt nach dem frühen Tod der Mutter (1835) eine Ausbildung als Lehrerin und verbrachte zunächst eine fünfjährige Dienstzeit bei einer Adelsfamilie auf dem Lande. Nach der Verheiratung einer jüngeren Schwester gab sie ihren Beruf auf und kehrte nach Magdeburg zurück, um ihrem Vater den Haushalt zu führen. In dieser Zeit enstanden auch ihre ersten schriftstellerischen Arbeiten. Nach dem Tod ihres Vaters 1861 war sie in verschiedenen mutterlosen Magdeburger Familien als Haushälterin und Erzieherin tätig. Bei einer befreundeten Familie lernte sie den Straßburger Kaufmann Wilhelm W. kennen, mit dem sie nach ihrer Heirat 1873 nach Straßburg übersiedelte und später Reisen durch Thüringen und Süddeutschland unternahm. Nach dem Tod ihres Mannes 1882 wohnte W. längere Zeit in Oberkirch im Schwarzwald. 1887 ging sie nach Straßburg zurück. W. zählt zu den bedeutendsten Verfasserinnen von Frauen- und Mädchenliteratur der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Sie schrieb etwa 35 Romane sowie Erzählungen, Novellen und Lebensbilder, die zahlreiche Auflagen erreichten. Zentrale Figur ihrer “Herzensgeschichten mit erzieherischer Tendenz” ist fast immer ein junges Mädchen, das in seiner seelischen und charakterlichen Entwicklung vom Kind zur jungen Dame und schließlich zur Ehefrau und Mutter beschrieben wird. Die jeweilige Heldin muß schicksalhafte Schwierigkeiten überwinden, um am Ende als Ehefrau Ruhe und Erfüllung zu finden. Ihre zwischen 1860 und 1890 entstandenen Werke, die stilistisch und inhaltlich den Arbeiten Eugenie Marlitts nahestehen, markieren innerhalb der Mädchenliteratur des 19. Jahrhunderts den Übergang von der moralischen Erzählung (vgl. Marie Nathusius) zum Genre des Backfischromans.

Werke: Mädchenleben, 1860; Magdalenes Briefe, 1861; Licht und Schatten aus dem Leben junger Mädchen, 1871; Adelaide, 1873; Lenoras Sorgen, 1882; Die Auserwählte, 1890; Erwachen und Erblühen, 1891.

Literatur: Kosch LL 2, Sp. 839f. (W); Klaus Doderer (Hg.), Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur, Bd. 4, 1982, 131f.; Reiner Wild (Hg.), Geschichte der deutschen Kinder- und Jugendliteratur, 1990.

Mandy Funke