Uffrecht, Theodor Heinrich
geb. 13.04.1878 Neuhaldensleben,
gest. 12.04.1954 Haldensleben,
Kunstmaler, Graphiker.

U. war Enkel des Keramikfabrikanten Jakob U., besuchte acht Jahre die Bürgerschule in Neuhaldensleben und absolvierte eine dreijährige Keramiklehre im väterlichen Betrieb. Anschließend qualifizierte er sich an den Kunstschulen in Nürnberg und Berlin zum Dekormaler. Sein Ziel war jedoch, Kunstmaler zu werden. U. besuchte in München die Malschule Fehr, schloß dort Freundschaft mit Emil Nolde. 1904–07 war er freischaffend in Nordhausen und 1908–11 als Direktor der “Kunstwart”- Druckerei von Ferdinand Avenarius in Hirschberg/Schlesien tätig. 1911 kehrte er in den väterlichen Betrieb zurück und hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung kunstgewerblicher Keramik. 1912 machte er sich wieder als Kunstmaler selbständig und wirkte nach seiner Dienstzeit als Soldat im I. Weltkrieg ab 1919 auch als Architekt (Arbeiterwohnhäuser) bzw. Innenarchitekt. In dieser Zeit entstanden auch erste Fotodokumentationen. U. erteilte in seiner Heimatstadt Mal- und Zeichenunterricht und war zur Zeit der Weimarer Republik Mitglied der Kammer der Kunstschaffenden. 1936 wurde er von den Nationalsozialisten ausgeschlossen und erhielt Berufsverbot. Die folgenden Jahre verbrachte die Familie, da U. nicht bereit war, sich von seiner jüdischen Frau zu trennen, in größter materieller Not. Aus diesen Jahren stammt ein von U. begonnenes, von seiner Tochter gekonnt vollendetes, bis heute ungedrucktes Zeitdokument “Das Haus im Schatten”. Nach 1945 übernahm U. kulturpolitische Aufgaben in der Stadt Haldensleben. 1946 gehörte er zu den Begründern der Ortsgruppe des Kulturbundes zur demokratischen Erneuerung Deutschlands, war Berater und leitendes Mitglied der Haldensleber Künstler- Gilde sowie Mitglied des Museumsbeirates. 1949 war er Mitbegründer der Gesellschaft zum Studium der Kultur der Sowjetunion (später DSF) im Kreis Haldensleben sowie maßgeblicher Mitinitiator eines “Hauses der Freundschaft” und eines ersten Friedensmahnmales (1950). Sein künstlerisches Oeuvre umfaßt ca. 2.500 Ölgemälde, Federzeichnungen und Linolschnitte. U. hat durch seinen sicheren Blick für malerische Motive, durch sein künstlerisches Können, verbunden mit einer werkgerechten Technik, die engere Heimat sehen gelehrt. Viele Bilder tragen schon heute dokumentarischen Charakter. Seine Vielfältigkeit zeigte sich auch in Entwürfen für eine Arbeitersiedlung in der Stadt Haldensleben.

Nachlaß: Museum Haldensleben; Ostostfalen-Archiv Hundisburg (Fotos).

Literatur: Willi Koch, Zur Eröffnung der T. H. U.-Gedächtnisausstellung, Ms. 1955 (Museum Haldensleben); Karl Schlimme, Das Haus im Schatten, in: Js. des Kreismuseums Haldensleben 29, 1989, 53–70.

Sieglinde Bandoly

letzte Änderung: 19.08.2004