Nowack, Otto |
N. debütierte 1850-51 als Chorist und Sänger für kleine Rollen am Friedrich Wilhelmstädtischen Theater in Berlin und wirkte ab 1852 als Bariton in Neustrelitz, Reval, Magdeburg, Posen, Danzig und Bremen. Nach einem erneuten Engagement in Magdeburg 1859 übernahm er in der Nachfolge von Johann Springer und Emilie Springer die Direktion des gepachteten Magdeburger Theaters in der Dreiengelstraße. 1863 ließ er das veraltete Gebäude auf eigene Kosten umbauen. Bereits 1860 war der Bau seines ebenfalls auf eigene Kosten errichteten Viktoria-Theaters in der Mittelstraße/Ecke Lingnerstraße (östlich der Elbe) abgeschlossen. Das neue Haus erwies sich als Zuschauermagnet - „nicht ganz wasserdicht und zunächst nicht beheizbar“, war es dafür umgeben von einem behaglichen Ausflugsgarten mit Bierlokal und Open air Musik. N. eröffnete das Haus programmatisch mit dem Schwank „Eine Nacht in Berlin“, setzte alsbald in beiden Häusern verstärkt auf Lustspiele, Schwänke und Possen und vernachlässigte die Oper und das klassische Schauspiel. Das Orchester wurde zahlenmäßig reduziert, die Sänger mußten auswärts Gastspiele geben (Schönebeck, Halberstadt). Neben seiner Tätigkeit als Direktor wirkte N. auch als Regisseur und trat bis 1866 regelmäßig als Sänger auf. Mitte der 1860er Jahre bemühte sich N. - auch wegen des vom Oberpräsidium der Provinz Sachsen angedrohten Entzuges der Spielerlaubnis - um eine ausgewogenere Gestaltung des Spielplanes. Sein mehrmals den Behörden vorgelegter Plan, ein neues Stadttheater zu errichten, scheiterte wiederholt an den ungünstigen Baubedingungen in der beengten Festungsstadt. 1869 gab N. nach Aufkündigung seines Pachtvertrages durch den Eigentümer die Direktion des Stadttheaters auf und vermietete wenig später aufgrund der zunehmenden Konkurrenz durch neugegründete „Liederhallen“ und „Spezialitäten-Theater“ auch sein Viktoria-Theater an Gottlieb Senst. N. ging 1869 nach Berlin und eröffnete dort Ende des Jahres mit seinem Magdeburger Ensemble kurzzeitig (bis Juli 1870) sein N.-Theater, kehrte aber 1873 nach Magdeburg zurück, um das Viktoria-Theater erneut zu übernehmen und bis zu seinem Tod 1883 geschäftlich erfolgreich fortzuführen. Aus der Ehe mit der Schauspielerin Anna Uterwedden, die nach N.s Tod das Viktoria-Theater weiterführte, stammte der Sohn Otto N. (1870-1916), der als Tenor und Opernregisseur internationales Ansehen erlangte.
Literatur: Kosch TL, 1671; Großes Sänger-Lexikon, Bd. 4, 2565f.; Wilhelm Widmann, Geschichte des Magdeburger Theaterwesens, in: MonBl, 1925, 262f.; Wolfgang Wöhlert, Das Magdeburger Stadttheater von 1833 bis 1869, Diss. Berlin 1957, 96-114; Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 1, 1994, 144f.
Dagmar Bremer/Guido Heinrich
letzte Änderung: 09.06.2004