Legge, Petrus
Theodorus Antonius |
L. war das älteste von zehn Kindern eines Bierbrauereibesitzers. Nach dem Abiturexamen am Gymnasium in Warburg/ Westfalen (1903) studierte er in Würzburg und Paderborn katholische Theologie und empfing 1907 in Paderborn die Priesterweihe. Seine erste Stelle war Gerbstedt im Mansfelder Land. 1914 wurde er Vikar in Halle. Er zeichnete sich bereits hier durch seelsorglichen Eifer und ein ruhiges, besonnenes Wesen aus, das ihm bei vielen Verhandlungen mit staatlichen Stellen zugute kam und ihn zu einem geachteten Gesprächspartner bei Katholiken und Nichtkatholiken werden ließ. Aus diesem Grunde berief ihn Bischof Kaspar Klein zum Nachfolger von Heinrich Knoche. L. wurde 1924 zum Propst an St. Sebastian in Magdeburg und damit zum Bischöflichen Kommissar für den Ostteil des Bistums Paderborn sowie zum Dechanten des Dekanates Magdeburg ernannt. In seine Amtszeit als Propst fiel 1928 der 67. Deutsche Katholikentag in Magdeburg, an dem auch Nuntius Eugenio Pacelli, der spätere Papst Pius XII., teilnahm. An der Vorbereitung und am Verlauf des Katholikentages hatte der angesehene und verhandlungstüchtige L. großen Anteil. Im Juni 1932 wurde er Ehrendomherr von Paderborn. Bald darauf erhielt er die Ernennung zum Bischof von Meißen und machte so sein Magdeburger Amt frei für Heinrich Winkelmann. Die Bischofsweihe wurde L. am 28.10.1932 durch Erzbischof Kaspar Klein in der St. Sebastianskirche in Magdeburg erteilt; am 08.11.1932 wurde er in Bautzen inthronisiert. Im Zusammenhang mit Devisenprozessen der Nationalsozialisten kam es am 09.10.1935 zur Verhaftung des Bischofs. Am 25.11.1935 wurde er wegen “fahrlässiger Devisenverschiebung” zu 100.000 RM Geldstrafe verurteilt; danach erwies sich seine sofortige Rückkehr in sein Bistum als schwierig. So blieb er von Dezember 1935 bis März 1937 in seiner Heimat Brakel. Seit 1946 hatte er zunehmend gesundheitliche Schwierigkeiten. Er starb an den Folgen eines Autounfalls, den er auf der Heimfahrt von der Beerdigung des Berliner Kardinals Konrad Graf von Preysing erlitten hatte, und wurde auf dem Nikolaifriedhof in Bautzen beigesetzt.
Werke: Josef Pilvousek (Hg.), Kirchliches Leben im totalitären Staat. Quellentexte aus den Ordinariaten. Seelsorge in der SBZ/DDR 1945–1976, 1994, 57–62.
Literatur: Wilhelm Kosch, Das katholische Deutschland, Bd. 2, 1937, Sp. 2533 (B); Johannes Derksen, Erinnerungen an Bischof P. L., 1952; Eduard Quiter, Die Propstei Magdeburg, 1959, 38 (B); Erwin Gatz (Hg.), Die Bischöfe der deutschsprachigen Länder 1785/1803–1945, 1983, 440f. (B).
Bildquelle: *Propstei Magdeburg.
Daniel Lorek/Peter Zülicke