Genast, Eduard Franz
Ps.: Franz Naumann
geb. 15.07.1797 Weimar,
gest. 03.08.1866 Wiesbaden,
Sänger, Schauspieler, Komponist, Theaterdirektor, Regisseur.

G. war der Sohn des bekannten Schauspielers Anton G. Er wurde zunächst als Konditor ausgebildet, da sein Vater gegen eine Theaterlaufbahn war. Ab 1813 erhielt er eine Gesangsausbildung bei Musikdirektor Carl Eberwein, debütierte im April 1814 als Osmin (“Entführung aus dem Serail”) am Hoftheater seiner Heimatstadt und wurde von Goethe als zweiter Bassist engagiert. 1816/17 bildete er seine Stimme bei Wilhelm Häser in Stuttgart weiter. Es folgten Engagements in Dresden, Hannover, Prag und unter Karl Theodor von Küstner von 1818 bis 1828 in Leipzig. Zwischenzeitlich hatte sich G. auch als Schauspieler etabliert, so daß er erste Rollen in Oper und Schauspiel übernehmen konnte und wegen seiner Vielseitigkeit bewundert wurde. Im Frühjahr 1828, nach dem Weggang Küstners aus Leipzig, folgte G. dem Ruf des Magdeburger Theaterkomitees um August Wilhelm Francke und übernahm die Leitung des städtischen Theaters als Direktor und Oberregisseur. G. konnte auf Teile des hervorragenden Personals des aufgelösten Leipziger Stadttheaters zurückgreifen und eine Reihe ausgezeichneter Aufführungen auf die Magdeburger Bühne bringen. In weniger als einem Jahr standen 37 anspruchsvolle, Maßstäbe setzende Werke auf dem Spielplan; davon 21 Opern. G.s Direktion in Magdeburg endete bereits im April 1829, als er ein ihm angebotenes Engagement auf Lebenszeit in Weimar annahm. 1833–51 hatte er am Weimarer Hoftheater auch die Opernregie inne, verabschiedete sich mit seinem 50jährigen Bühnenjubiläum 1864 von seinem Publikum und zog sich ins Privatleben zurück. G. komponierte u. a. Lieder und zwei Opern und verfaßte unter Pseudonym auch Operntexte. Er gilt als einer der letzten großen Vertreter des “Weimarischen Stils”.

Werke: Kompositionen: Sonnenmänner. Oper (UA 1828); Die Verräter in den Alpen. Oper, 1833. – Schriften: Aus dem Tagebuch eines alten Schauspielers (4 Bde), 1862–1866.

Literatur: ADB 8, 560f.; NDB 6, 181f.; Kosch TL, 536; Ludwig Eisenberg, Großes biographisches Lexikon der deutschen Bühne im 19. Jahrhundert, 1903, 314f.; Fritz Kühnlenz, Der Schauspieler – E. G., in: ders., Weimarer Porträts, 41970, 387–404 (B); Friedemann Krusche, Theater in Magdeburg, Bd. 1, 1994, 117f.

Bildquellen: *Goethe- und Schiller-Archiv, Weimar; Philipp Stein (Hg.), Deutsche Schauspieler, Bd. 2, 1908.

Dagmar Bremer/Guido Heinrich

letzte Änderung: 28.09.2004