Schöttler, Friedrich Lorenz |
S., der das Bäckerhandwerk erlernte hatte, heiratete in den 1820er Jahren in Osterode/Harz in eine Gastwirtschaft und Tuchmacherei ein und war dort als Gastwirt tätig. Er reparierte nebenbei Textilmaschinen des Schwiegervaters. Sein technisches Geschick verschaffte ihm bald weitere Aufträge. Nach Wanderjahren in Holland, wo er sich mit Mühlenbau befaßte, übernahm S. später eine mechanische Werkstatt für Nägel, Schrauben und Federn in Oderfeld/ Bad Lauterberg. Um 1840 siedelte S. nach Magdeburg über. Als der Unternehmer Samuel Aston seine Maschinenfabrik in Magdeburg zum Verkauf anbot, schlug S. dem Grafen zu Stolberg deren Übernahme vor und wurde nach dem Erwerb mit ihrer technischen Leitung beauftragt. S., der sich in Magdeburg vor allem mit Innovationen von Anlagen zur Zuckergewinnung beschäftigte, machte 1844 in der Zuckerfabrik von Carl Helle in Sudenburg bei Magdeburg erste Versuche, die Füllmasse in einer Zentrifuge zu schleudern. 1845 erwarb S. eigenes Land in Sudenburg an der Halberstädter Chaussee und gründete dort 1846 mit seinem Sohn Wilhelm S. eine Eisengießerei und Maschinenbauanstalt. 1850 gehörte S. zum Komitee der Provinzial-Gewerbeausstellung Magdeburg. 1852 gab er seine Teilhaberschaft an der Firma auf und beschloß auf einer Reise durch Braunschweig, sich dort zur Ruhe zu setzen. Er erwarb ein Grundstück in der Stadt und wurde 1853 Braunschweiger Bürger. Zusammen mit dem Braunschweiger Kaufmann und Stadtrat Friedrich Seele und anderen gründete er 1852/53 die Firma Friedrich Seele & Co. (Maschinen- und Wagenbauanstalt, Gießerei und Schneidemühle), aus der er aber 1856 aus gesundheitlichen Gründen ausschied. S. zog sich vermutlich auf das Gut seines Sohnes in Marzhausen bei Göttingen zurück, kehrte aber kurz vor seinem Tode mit diesem nach Braunschweig zurück.
Literatur: Magdeburgische Zeitung vom 02.03., 05.03. und 06.03.1846; Magdeburgische Zeitung vom 09.05.1850; Wilhelm S., Die Entstehung und Entwicklung der Braunschweigischen Maschinenbau-Anstalt, 1878; Gottfried Drenckmann, Chronik der Familie Drenckmann, Ms. o. J. (Privatbesitz); Kleine Enzyklopädie Land-Forst-Garten, 1960.
Archivalien: StadtA Magdeburg: Rep. 35 S 20; StadtA Braunschweig: H VIII A Nr. 4516, D II 4 Nr. 281.
Robert Schreyer/Bernhild Vögel
letzte Änderung: 01.03.2005