Schöttler, Friedrich Wilhelm |
S., Sohn des Gastwirts, Ingenieurs und gräflichen Maschinenbau-Inspektors Lorenz S., erlernte wie sein Vater das Mühlenbauerhandwerk. Danach folgten Wanderjahre in Holland. Bereits um 1843/44 konstruierte, baute und betrieb er eine Windmühle in Magdeburg-Vogelsang. 1846 gründete S. mit seinem Vater die Eisengießerei und Maschinenbauanstalt Schöttler & Co. in Sudenburg bei Magdeburg, deren Leitung er übernahm. Hier konstruierte er die erste Dampfmaschine (3 PS) für den Eigenbedarf und baute 1846 die Ausrüstung der Zuckerfabriken in Veltheim und Neu-Königsaue. 1847 erfolgten die Konstruktion und der Bau einer Balancier-Dampfmaschine für die Spiritusbrennerei in Siegersleben. S. verkaufte 1856 den Betrieb an die Firma Röhrig & König und gründete ein Jahr später mit Wilhelm Adolf Drenckmann in Magdeburg die Dampf-Mahlmühle Schöttler & Cie., die ab 1870 von der Familie Drenckmann allein weitergeführt wurde (ab 1875 unter dem Namen Dampfmühle W. A. Drenckmann). Als Ingenieur und Mühlenbesitzer gehörte S. 1857 zu den Gründungsmitgliedern des Bezirksvereins deutscher Ingenieure für Magdeburg und Umgebung. Ab 1859 war S., der Güter in Varmissen und Marzhausen (Kurhessen) besaß und zwischenzeitlich dort lebte, Teilhaber der von seinem Vater mitbegründeten braunschweigischen Maschinenfabrik Fr. Seele & Co. 1864 siedelte er endgültig nach Braunschweig über, um die technische Leitung der Firma zu übernehmen. 1870 wurde Seele & Co. in eine Aktiengesellschaft, die noch heute existierende Braunschweigische Maschinenbau-Anstalt (BMA), umgewandelt, und S. wurde einer ihrer leitenden Direktoren. Er widmete sich ab 1864 vorrangig der Weiterentwicklung und dem Bau von Diffusionsanlagen für die Zuckerindustrie, die er als einer der ersten 1866/71 in der von ihm aufgekauften Zuckerfabrik Einbeck erprobte und denen er am Markt zum Durchbruch verhalf. S. war national-liberaler Reichstagsabgeordneter, 1874–76 Abgeordneter im Landtag von Braunschweig und 1879–91 Magistratsmitglied ebd. Er hinterließ einen Stiftungsfond zur Versorgung ehemaliger Mitarbeiter der BMA in Höhe von 20.000 Mark.
Werke: Anleitung zum rationellen Anbau der Zucker-Rübe für Einbeck und Umgebung, 1867; Die Entstehung und Entwicklung der Braunschweigischen Maschinenbau-Anstalt, 1878.
Literatur: Gottfried Drenckmann, Chronik der Familie Drenckmann, Ms. o. J. (Privatbesitz); 125 Jahre Geschichte eines Hauses, 1984; Braunschweigisches Biographisches Lexikon, 1996, 537; Sammlung. Technikmuseum Magdeburg.
Archivalien: StadtA Magdeburg: Rep. 35 S 20.
Bildquelle: Staatsarchiv Wolfenbüttel.
Robert Schreyer