Kampffmeyer, Paul
geb. 21.11.1864 Berlin,
gest. 01.02.1945 Berlin-Wilhelmshagen,
Publizist, Politiker.

Als Sohn eines wohlhabenden Buchhändlers und Antiquars in der Familie im protestantischen Geiste Friedrich Schleiermachers erzogen, studierte K. nach dem Besuch des Gymnasiums Nationalökonomie in Zürich. Ende der 1880er Jahre schloß er sich in Berlin der Sozialdemokratie an. Als engagierter junger Literat gehörte er zu den Gründern der Freien Volksbühne (1890) bzw. Neuen Freien Volksbühne (1892). Im Friedrichshagener Schriftstellerkreis (Wilhelm Bölsche, Gustav Landauer, Bruno Wille u. a.) bildete er mit seinem Bruder Bernhard K. das “aktivste Element der radikal- sozialistischen Bewegung”, so Erich Mühsam. 1890 wurde er Redakteur in der neu gegründeten Magdeburger Volksstimme und war dort einer der Hauptvertreter der linksradikalen “Jungen” in der SPD. Späterhin Arbeitersekretär, wirkte er vor allem für Reformen in der sozialen Gesetzgebung, arbeitete in der Genossenschaftsbewegung und der Arbeiterbildung. 1907–21 war er zunächst politischer und dann Chefredakteur der sozialdemokratischen Tageszeitung Münchner Post sowie auch Mitarbeiter der Sozialistischen Monatshefte. Während der späteren Weimarer Zeit arbeitete er vorwiegend als Kulturpolitiker und freier Schriftsteller sowie als literarischer Berater und Archivar im Verlag J. H. W. Dietz. In dieser Zeit verfaßte er u. a. Biographien zu Friedrich Ebert (1924), Ferdinand Lassalle (1925) und Georg von Vollmar (1930). Von 1933 bis zu seinem Tode lebte er zurückgezogen in Berlin-Wilhelmshagen.

Werke: s.o.; Die Bewegung der Magdeburger “Jungen”, in: Bilder aus der Geschichte der Arbeiter-Bewegung in Magdeburg, 1910, 41–51; Weltanschauung und Sozialdemokratie, 1911; Sozialdemokratie und Kirchentum, 1912; Geschichte der modernen Gesellschaft in Deutschland, 1921; Der Nationalsozialismus und seine Gönner, 1924; Unter dem Sozialistengesetz, 1928.

Literatur: NDB 11, 91f.; Franz Osterroth, Biographisches Lexikon des Sozialismus, 1960, 151f.; Hermann Scheer, Die Friedrichshagener und ihr Einfluß auf die sozialdemokratische Kulturpolitik, 1970; Dirk H. Müller, Ideologie und Revisionismus, 1975.

Joachim Hoffmann