Zehle, Hermann Wilhelm Ernst
geb. 28.02.1876 Hamburg-St.Georg,
gest. 14.01.1940 Berlin-Wilmersdorf,
Maler, Bildhauer.

Der Sohn des Hamburger Stukkateurs und Bildhauers Otto August Emil Z. besuchte die Zeichenklasse von Paul Meyerheim und Woldemar Friedrich an der Kunstakademie in Berlin. Nach seinem Studium pflegte er freischaffend in seinem Berliner Atelier in Charlottenburg besonders die Landschafts- und Tiermalerei. Er profilierte sich nach dem Urteil des Berliner Zoodirektors Ludwig Heck schnell zu einem der bedeutendsten Tiermaler seiner Zeit. Schon als Kind hielt sich Z. bei Verwandten und später auch als Maler alljährlich in Lödderitz/Kreis Calbe zu Malstudien im königlichen Jagdrevier auf, wo ihn die beiden Hohenzollernprinzen Wilhelm und Joachim sowie der Herzog von Anhalt Friedrich II. bei der Arbeit beobachteten. 1909 trat er auf der Großen Berliner Kunstausstellung erstmals an die Öffentlichkeit. Auch 1913, 1915, 1916, 1917, 1918 und 1925 war er nachweislich dort vertreten. 1930 stellte er auf der Kunstausstellung zur “Grünen Woche” in Berlin aus. Er wurde insbesondere als “Biber-Maler” bekannt. Seine Biber- und Elbauenwaldbilder entstanden zwischen 1911 und 1932. Lödderitz wurde ihm für 55 Jahre zur zweiten Heimat. 1924 erschien sein Aufruf “Rettet den Biber”. Z. war seit etwa 1913 auch als Bildhauer (Kleinplastiken) und ab 1915 als Medailleur erfolgreich tätig. Die Fertigkeiten dafür erarbeitete er sich als Autodidakt. Ein Teil seiner Bilder und Biberplastiken, die von “scharfer Beobachtung und feiner Ausführung” (Zornow) zeugen, befindet sich im Schönebecker Museum, da der frühere Schönebecker Museumsdirektor, Wolfgang Wanckel und der “Bibervater” Max Behr zu seinem engeren Freundeskreis zählten. Weitere Arbeiten besitzt das Dessauer Museum. Das Berliner Bodemuseum bewahrt zwei gußeiserne Medaillen und einige Briefe von Z. auf. Z.s Urne wurde 1942 auf den Försterfriedhof am Schmiedesee bei Lödderitz überführt, wo er neben dem Grab seiner Gattin inmitten des Bibergebietes die letzte Ruhestätte fand. 1995 wurde ihm ein neuer Gedenkstein errichtet.

Werke: Rettet den Biber, in: Der Heger, H. 18, 1924, 969–971.

Literatur: Kat. Berliner Kunstausstellung, 1909ff.; Wild und Hund 19, Nr. 2, 1913 (Abb.); Blätter für Münzfreunde, Nr. 438, 1916, 226f., 238, 247; Ludwig Heck, Dt. Tierbildner: E. Z., in: Weber’s Illustrierte Zeitung 158, 1922, 74 (6 Abb.); Fritz Luchs, E. Z., in: Der Heger, 1923, 961–965; Dresslers Kunsthandbuch, 1930, 1129; Frank Zornow, E. Z. – Streiflichter aus dem Leben eines Berliner Künstlers und Naturfreundes, in: Naturschutz- und Naturparke, H. 138, 1990, 19–23.

 Bildquelle: *Kreismuseum Schönebeck.

Hans-Joachim Geffert