Wanckel, Wolfgang
geb. 02.05.1879 Schönebeck,
gest. 16.02.1964 Schönebeck,
Reeder, Unternehmer, Heimatforscher, Museologe.

Der Sohn des Schönebecker Reeders und Händlers Oskar W. absolvierte nach dem Besuch des Gymnasiums eine Ausbildung als Kaufmann. Nach dem Tod des Vaters 1917 übernahm er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Eberhard W. die Leitung des Speditions- und Elbschiffahrts-Kontors und die damit verbundene Reederei. Eberhard war stellvertretender Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes für die Elbschiffahrt und Vorsitzender der Elbe-Großschiffer-Vereinigung. Er gehörte dem General-Vorstand der Elbschiffahrts-Berufsgenossenschaft und der Versicherungs-AG Elbe und Saale an. Während sich Eberhard W. in erster Linie der Führung und dem Ausbau der Firma widmete, unternahm W. neben seiner unternehmerischen Tätigkeit zahlreiche Reisen, legte Sammlungen zur Volkskunde an und pflegte das Schifferbrauchtum. Er war Mitglied der Freimaurerloge “Zur festen Burg an der Saale” in Calbe. 1924 gehörte er zu den Gründern der Gesellschaft für Vorgeschichte und Heimatkunde des Kreises Calbe und veröffentlichte in deren Organ, den Heimatglocken. Als Kustos und Direktor war er Motor des von der Gesellschaft 1924 gegründeten Heimatmuseums. In Zusammenarbeit mit dem Landesmuseum für Vorgeschichte führte er zahlreiche Grabungen durch, von denen Funde in Halle und Berlin ihren Platz fanden. Die beim Bau der Junkerswerke geborgenen 19 Gräber aus dem frühen sechsten Jahrhundert haben mit ihren Reiterbestattungen, dem Grab eines Schmiedes mit seinen Werkzeugen und den Waffenbeigaben Bedeutung weit über unseren Raum hinaus. W. barg eiszeitliche Tierfunde von Mammut, Altelefant, Bison, Urhirsch und Pferd, auf die man bei der Erweiterung des Sprengstoffwerkes im Kies des Urstromtales gestoßen war. Das Exemplar eines eiszeitlichen Wasserbüffels, Vertreter einer bisher unbekannten Art, wurde ihm zu Ehren “buffelus wanckeli” benannt. Verdienste erwarb er sich um den Naturschutz, besonders bei der Erhaltung der Biber und des Jagdwesens. Einfluß nahm er auf die Gestaltung von Bräuchen und Volksfesten, besonders auf die “Glinder Lichtmeß”, die er fast in jedem Jahr begleitete. Die Reederei bestand unter Leitung seines Sohnes in der Hamburger Niederlassung bis in die 1970er Jahre weiter. 1949 wurde er, wie schon einmal 1946, verhaftet und, obwohl die Anklage auf illegalen Waffenbesitz und Schußwaffengebrauch nicht aufrechtzuerhalten war, zu mehrjähriger Haft verurteilt. Sein Besitz wurde wie schon der seines Bruders 1946 enteignet und er aus der Firmenvilla vertrieben. W. hatte mit dem Verfasser seit 1948 seinen Nachfolger in der Leitung des Museums herangezogen und arbeitete mit ihm im Museumsbeirat eng zusammen. Seinen Lebensabend verbrachte W. in der zu Beginn des 19. Jahrhunderts erbauten und seiner Frau gehörenden Villa “Carlshall”. Auf seinen Wunsch wurde er in Altenau/Harz beigesetzt.

Bildquelle: *Kreismuseum Schönebeck: Gemälde.

Ernst Lindner

letzte Änderung: 02.03.2005