Wanckel, Oskar
geb. 11.12.1843 Wildenfels/Sachsen,
gest. 03.12.1917 Schönebeck,
Reeder, Spediteur, Großhändler.

Der Sohn einer Dresdener Lehrerfamilie erlernte den Beruf eines Kaufmanns. 1868 übernahm er die Geschäftsführung des von dem Getreidehändler Carl Fritsche in Schönebeck gegründeten Speditions- und Elbschiffahrtsgeschäftes. Bereits 1867 wurde als erste private Anschlußbahn die Errichtung einer “Zweigbahn von dem Bahnhof Schönebeck nach dem Fritzeschen Lagerplatz an der Elbe” genehmigt (Amtsblatt der königlichen Regierung zu Magdeburg vom 26.01.1867). 1872 wurde die Firma zum Speditions- und Elbschiffahrtskontor AG Schönebeck umgewandelt. 1879 erfolgte die Gründung der Wanckelschen Reederei mit zwei Kähnen. 1900 waren es bereits sieben Schiffe, die die Reedereiflagge – weiße Mondsichel und Stern auf blauem Grund – führten. Neuerungen gegenüber aufgeschlossen, bemühte sich die Firma seit 1883 um Telefonanschlüsse von Schönebeck nach Magdeburg, die 1885 für zehn Schönebecker Firmen hergestellt wurden. W. gründete Niederlassungen in Magdeburg und Hamburg. Hauptumschlaggüter waren Kali- und Steinsalz, Dünger, Getreide und Futtermittel, Schwefelkies, Phosphate und Kohlen. Zum Massengütertransport kam auch der regelmäßige Stückgutverkehr. Das Speditionsgeschäft und die damit verbundene Reederei entwickelte sich zu einer der bedeutendsten auf der Elbe, die schließlich Ende der 1920er Jahre über drei Schleppdampfer und 25 Kähne mit einer Tonnage von ca. 25.000 brt verfügte, obwohl sie auf Grund des Versailler Vertrages 1919 zwei Kähne abgeben mußte. W. wirkte viele Jahre als einflußreicher Stadtrat sowie in Gremien der Elbschiffahrts-Unternehmen. 1913 wurde der Bau eines firmeneigenen Hafens begonnen, der infolge des I. Weltkrieges erst 1924 beendet werden konnte. Die Söhne Eberhard und Wolfgang W. übernahmen nach dem Tode des Firmengründers 1917 die Geschäfte. Sein Grab befindet sich auf dem alten Friedhof in Schönebeck.

Ernst Lindner