Dankworth,
Friedrich Carl Andreas |
Der Sohn eines Müllermeisters besuchte nach seiner Dorfschulzeit ab dem elften Lebensjahr die Bürgerschule in Magdeburg und anschließend Präparande und Lehrerseminar zu Barby. Ab Ostern 1884 als Volksschullehrer in Löderburg bei Staßfurt tätig, bekam er 1885 eine Anstellung an der II. Magdeburger Volksknabenschule und wurde 1889 an die III. mittlere Bürgerschule versetzt. Nachdem er 1887 an der Zentralturnanstalt in Berlin die Turnlehrerprüfung bestanden und 1894 auch die Rektoratsprüfung für Volksschulen ohne fremdsprachlichen Unterricht abgelegt hatte, wurde er 1900 zum städtischen Turninspektor ernannt und damit Leiter des gesamten Turnbetriebs der städtischen Schulen mit Ausnahme der höheren Lehranstalten für Knaben. Zuvor war D. schon Hauptturnlehrer gewesen und hatte seit 1897 auch am Magdeburger Real-Gymnasium Turnunterricht erteilt. Magdeburg war damals die einzige Stadt in Preußen, die den Turnunterricht aus dem Rahmen des Gesamtunterrichts herausgehoben hatte und ihn von staatlich geprüften Turnlehrern nebenamtlich erteilen ließ. So kam es, daß das Schulturnen in Magdeburg vor allem unter D.s Leitung einen damals vorbildlichen Entwicklungsstand erreichte. Ihm war es zu verdanken, daß die Stadt um 1900 viele große und baulich gut ausgestattete Turnhallen errichteten ließ. Zusammen mit Oscar Berger und Christian Kohlrausch gehört er zu den Pionieren der Spielbewegung in Magdeburg. 1892 übernahm er die Leitung der Spielnachmittage im Friedrich-Wilhelms-Garten. Als Mitglied des Lehrerturnvereins, des Volksspielausschusses, des Provinzial-Turnlehrervereins der Provinz Sachsen (wahrscheinlich seit 1894), des Turnvereins Jahn sowie des Männerturnvereins von 1848 gehörte er zu den führenden Personen der Turnbewegung in Magdeburg. 1905 wählte man ihn auf dem Turntag in Delitzsch zum 1. Vorsitzenden des Provinzial-Turnlehrervereins, dem er bis zu seinem Tode vorstand. 1912 übernahm er als Nachfolger Bergers die Leitung des Männerturnvereins von 1848 und das Amt des Jugendpflegers, wurde bald Gauvertreter des Magdeburger Turngaus und, als Berger die Leitung des Turnkreises IIIc aus der Hand gab, 1920 auch dessen Nachfolger in der Kreisvertretung. Jahrelang arbeitete er im großen und im technischen Ausschuß des Zentralausschusses für Volks- und Jugendspiele in Deutschland. Auch gehörte er zeitweilig dem Hauptausschuß der Deutschen Turnerschaft an. D. lag die Entwicklung eines vielseitigen Mädchenturnens in Magdeburg sehr am Herzen. 1902 übernahm er aus der Hand Kohlrauschs die Leitung der kommunalen Spielkurse für Turnlehrerinnen, und 1907 wurde ihm die Leitung der staatlichen Ausbildungskurse für Turnlehrerinnen in der Provinz Sachsen übertragen. Auch gehörte er seitdem der Prüfungskommission für staatliche Turnlehrerinnen an. Auf Grund seiner national-patriotischen Einstellung organisierte D. 1916–18 während des I. Weltkrieges Wettkämpfe zur militärischen Vorbereitung der Jugend sowie verschiedene Maßnahmen zur Kriegsfürsorge und erhielt dafür vom Kaiser 1917 das Verdienstkreuz für Kriegshilfe. Ab 1919 leitete D. den von ihm initiierten Städtischen Ausschuß für Leibesübungen, der die Aufgabe übernommen hatte, alle Bestrebungen auf dem Gebiet der körperlichen Ertüchtigung der Jugend beiderlei Geschlechts zu fördern. Nach Einrichtung der staatlichen Jugendpflege wurde er auch Vorsitzender des Ortsausschusses für Jugendpflege. Durch seine Initiative entstand am 18.01.1920 die Städtegruppe (Ortsgruppe) Magdeburg des Deutschen Reichsausschusses für Leibesübungen, in dem alle bürgerlichen Turn- und Sportvereine der Stadt auf nicht politischer Basis zusammenarbeiteten. Als Vorsitzender dieses städtischen Dachverbandes nahm er eine geschickte Vermittlerrolle wahr, so daß der deutschlandweite Streit zwischen Turnen und Sport in Magdeburg kaum in Erscheinung trat. 1921 bekam D. vom preußischen Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung die Amtsbezeichnung Stadtturnrat verliehen. Als 1922/23 nach Aufhebung der Ortsschulaufsicht auch die Befugnisse des städtischen Turninspektors wegfielen, wurde im Sommer 1923 das Stadtamt für Leibesübungen geschaffen und D. zu dessen Direktor berufen. Zum Verantwortungsbereich des Stadtamtes, das die der Städtischen Deputation für Leibesübungen zugewiesenen Aufgaben durchführte, gehörten die Zuweisung von städtischen Sportanlagen an Schulen und Vereine, die Verwaltung der städtischen Sportanlagen, die Betreuung von Ausbildungskursen für Leiter von Turn-, Spiel- und Sportvereinen und die Beratung aller übrigen städtischen Ämter in Fragen der Leibesübungen. Nach dem Wegfall seiner staatlichen Funktionen als Turninspektor erhielt D. 1923 die neue Dienstbezeichnung Magistratsschulrat. Im Zusammenhang mit seinen neu geordneten Aufgabengebieten fiel ihm 1921 auch die Leitung, Aufsicht und Förderung des gesamten technischen Unterrichts der Stadt zu. Die Neuorganisation des technischen und die Einrichtung des hauswirtschaftlichen Unterrichts für Schülerinnen waren seine letzten verdienstvollen Arbeiten vor seinem plötzlichen Tode. Ihm zu Ehren wurde die Turnhalle in der Dreiengelstraße 1927 in C.-D.-Turnhalle umbenannt. Die Ortsgruppe des Reichsauschusses ehrte ihn 1929 durch die Umbenennung des 1921 von D. initiierten Wettkampf-Staffellaufs für Schüler und Erwachsene “Quer durch Magdeburg” in “C.-D.-Staffellauf”.
Literatur: Emil Mertinat, C. D. Ein Gedenkblatt, in: Monatsschrift für Turnen, Spiel und Sport, 1924, 174–176; Magistratsschulrat D., in: Magdeburger General-Anzeiger, Nr. 68, 1. Beilage vom 20.03.1924.
Archivalien: StadtA Magdeburg: Nr. 1038, PA des Turninspektors C. D.; Nr. 1039, PA des Magistratsschulrats C. D.
Bildquelle: *Familienunterlagen Maren Ballerstedt, Magdeburg (privat).
Michael Thomas
geändert: 09.06.2004