Hagen, Augusta Clara Elisabeth Gräfin vom
geb. 02.01.1872 Möckern,
gest. 08.04.1949 Schlieben/Berga,
Malerin, Schriftstellerin.

Die Enkelin des Adelbert Graf v. H. und Schwester des Rüdiger Graf v. H., allgemein Gräfin Aga genannt, wuchs in Möckern auf und erhielt privaten Unterricht. Als junge Frau lebte sie in Paris, um Malerei zu studieren (Öl, Aquarell, Rötel, Kreide und Stift), und befreundete sich dort mit Carl Einstein, Max Liebermann, Max Beckmann, Carl Sternheim und vielen anderen Schriftstellern und Künstlern, mit denen sie auch über die Pariser Zeit hinaus enge Freundschaften pflegte. H., die in Paris auch der kommunistischen Partei beigetreten war, siedelte um 1900 nach Berlin über und verkehrte weiter in Künstlerkreisen. Beckmann porträtierte sie 1908 in Öl/Leinwand und im gleichen Jahr im Bild “Auferstehung”, neben dem Künstler stehend. Als erklärte Pazifistin diente sie mit ihren Freunden freiwillig als Krankenschwester im I. Weltkrieg. Da sie gut französisch sprach, hatte man im Flandern-Feldzug für sie u. a. im Lazarett und bei der Truppe Verwendung. 1920 verkaufte H. ihr Haus in Berlin und zog zu ihrer Mutter nach Möckern in das spätere Rentamt, den Witwensitz der Mutter (nach 1945 das Ambulatorium der Stadt). Ihr Geld setzte sie zur Förderung von Künstlern in Berlin ein. In Möckern schrieb H. Gedichte und Gebete, hielt Andachten und betreute Alte und Kranke. Auch war sie weiter künstlerisch tätig und malte bis in ihr Alter Porträts, Landschaften und Blumen. Sie hatte sich am Ort im sogenannten Strickverein beliebt gemacht. H. schrieb ein Handbuch für Hundeliebhaber und Züchter, das sehr erfolgreich wurde. 1938, anläßlich der 125. Wiederkehr der Schlacht gegen die napoleonischen Truppen in und um Möckern, verfaßte sie ein Theaterstück in neun Bildern und führte es mit Bürgern der Stadt und mit Familienmitgliedern in eigener Regie mehrmals auf. 1946 wurde H. als Angehörige des Adels trotz ihrer ehemaligen Parteizugehörigkeit in Möckern verhaftet und in das Konzentrationslager Schlieben/Berga verbracht. Sie unterlag einem Heimkehrverbot und starb dort vereinsamt und krank.

Werke: Die Hunderassen, 1935, 81938.

Literatur: Hans Kinkel (Hg.), Max Beckmann – Leben in Berlin. Tagebuch 1908–1909, 1966, 21984, 17 u.ö.; Carla Schulz-Hoffmann, Max Beckmann. Der Maler, 1991, 31.

Bildquellen: Gemäldegalerie Neue Meister Dresden: Gemälde von Max Beckmann, 1908; *Familienarchiv v. H., Möckern (privat).

Hans Dietrich Graf vom Hagen

letzte Änderung: 02.02.2005