Eberhard, Rudolf
geb. 10.07.1891 Magdeburg,
gest. 12.07.1965 Wiesbaden,
Kaufmann, Kommunalpolitiker,
Oberbürgermeister in Magdeburg.

E. besuchte die Grund- und Bürgerschule in Magdeburg. Die Familie zog nach Elberfeld, hier absolvierte E. eine kaufmännische Lehre. Nach dem Militärdienst wurde er 1914–18 Soldat. Als leitender Angestellter in den Junkers-Werken in Dessau trat E. 1919 der SPD und der gewerkschaftlichen Bewegung bei. Er leitete das Bezirkskartell des Deutschen Angestelltenbundes und arbeitete nebenbei als Geschäftsführer des Anhaltischen Siedlerverbandes. Nach Auflösung des Zentralverbandes der Angestellten wurde E. fristlos entlassen, er schulte um und machte sich mit einer Orthopädiepraxis selbständig. Nach dem Krieg war E. am Aufbau der SPD in Dessau beteiligt. Im September 1945 trat er das Amt des Oberbürgermeisters in Bernburg an und wurde im Januar 1946 in Nachfolge von Otto Baer mit dem Amt des Oberbürgermeisters in Magdeburg betraut, das er bis 1950 innehatte. Im Zuge der endgültigen Ausschaltung sozialdemokratischer Persönlichkeiten aus dem politischen und öffentlichen Leben wurde E. 1950 wegen “Wirtschaftsvergehen” verhaftet und 1952 zu fünf Jahren Zuchthaus verurteilt, die er u. a. in Magdeburg, im Haftarbeitslager Mecklenburg und in Neubrandenburg verbüßte. 1958 flüchtete er in die Bundesrepublik Deutschland. E. erwarb sich große, über die Stadt hinausreichende Verdienste beim Aufbau kommunaler Strukturen und beim Wiederaufbau der schwer zerstörten Stadt Magdeburg.

Literatur: Wer war wer DDR, 170; Ein Jahr Aufbauarbeit in Magdeburg, Rechenschaftsbericht der Stadtverwaltung am 27.07.1946, 1946; Gerda Meyer-E., Ein sozialdemokratischer Oberbürgermeister in der Diktatur. R. E., 1996 (B); Ingrun Drechsler, Zuchthaus für Sozialdemokraten, in: Vorwärts H. 7/8, 1997, 41.

Bildquelle: *Ein Jahr Aufbauarbeit in Magdeburg (Skizze von Bruno Beye).

Ingrun Drechsler