Ritter, Richard Max
geb. 07.11.1886 Magdeburg
gest. 24.05.1974 Jenkintown (USA),
Textilchemiker, Schwimmsportler, Unternehmer, Sportfunktionär.

Nach ersten Erfolgen beim Magdeburger Schwimmclub von 1896 gehörte R. 1904 neben den Brüdern Waldemar und Walter Riemann sowie Kurt Behrens zu den Gründungsmitgliedern des Magdeburger Schwimmverein Hellas 1904 (Hellas 1904). Von 1904 bis 1906 erkämpfte er 18 nationale und internationale Medaillen und war mit insgesamt 122 Siegen vor dem I. Weltkrieg der erfolgreichste Schwimmer von Hellas 1904. Bei der Englischen Meisterschaft in London belegte er 1906 den 3. Platz im Rückenschwimmen. 1907 erkämpfte er mehrere Einzelsiege beim “Englischen Königspreis” in London. R. studierte ab 1906 in London. Er wurde hier vor den IV. Olympischen Sommerspielen 1908 als Vertreter des Deutschen Schwimmverbandes (DSV) zum Berater und Mitbegründer des Weltverbandes für Schwimmen, der dringend einheitliche Regeln, klare Amateurbestimmungen zu Weltrekorden sowie Weltmeisterschaften festzulegen hatte. Der Weltverband Fédération Internationale de Natation Amateur (FINA) wurde in London an einem Sonntag ohne Olympische Wettkämpfe von Abgesandten aus sieben Ländern unter englischem Vorsitz gegründet. R. wanderte 1911 nach dem Ablauf seiner Militärzeit aus beruflichen Gründen von Magdeburg in die USA aus, erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft und nahm eine unternehmerische Tätigkeit in der Textilchemie auf, schwamm aber zur Olympiade 1912 in Stockholm noch einmal für Deutschland. Er wurde aktiver Schwimmer des City Athletik Clubs, New York, gewann mehrere kanadische Meisterschaften und wurde 1936 als Vorstandsmitglied in das FINA-Büro gewählt. Nachdem er sich 1948 aus dem Beruf zurückgezogen hatte, widmete er sich der Organisation des Amateursports. 1946–48 und 1948–52 war R. Generalsekretär und Schatzmeister der FINA und von 1960–1964 ihr Präsident. Er setzte sich schon 1949 für eine Wiederaufnahme des DSV in die FINA ein. Von 1953 bis 1965 war R. außerdem erfolgreicher Schatzmeister des Olympia-Komitees der USA. R. wurde als Deutschamerikaner mit dem Bundesverdienstkreuz I. Klasse geehrt.

Literatur: Alfred Petermann (Hg.), Sportlexikon, 1969, 493; Rudolf Otto Brewitz, M. R. wird 80 Jahre, in: Der Deutsche Schwimmsport, Nr. 44 vom 03.11.1966, 571f. (B); Wolfgang Pahnke/Norbert Heise, Schwimmen in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 1, 1979, 79, 83, 185f.; Klaus Fiedler/Klaus Liebold, Schwimmen in Vergangenheit und Gegenwart, Bd. 2, 1979, 27; Volker Kluge, Aus der Geschichte des Schwimmsports, in: Klaus Fiedler (Hg.), Vom Badespaß zum Weltrekord, 1985, 40–42; Aufzeichnungen Arbeitsgruppe Sport, Mss. 1998/99 (KHM Magdeburg); Sammlung Wolfram Weigert, Holzkirchen (privat).

Bildquelle: *Fritz Merk (Hg.), Deutscher Sport, Bd. 1, ca. 1925, 293.

Norbert Heise

letzte Änderung: 03.03.2005