Bötticher, Friedrich
Heinrich Julius |
B. verbrachte in Magdeburg seine Kindheit und Jugend. Nach dem am Domgymnasium abgelegten Abitur studierte er Jura. Zurückgekehrt in die Vaterstadt, arbeitete er als Auskultant und Referendar am Stadt- und Kreisgericht. 1853 zum Stadtrat gewählt und in das Amt eingeführt, schied B. nach Abschluß seiner juristischen Ausbildung aus dem Gerichtsdienst aus und widmete sich ausschließlich der Arbeit in der städtischen Verwaltung. Seit 1864 auch mit dem Dezernat für Armen- und Wohlfahrtspflege betraut, erwarb sich der Stadtrat auf diesem Gebiet besonderes Ansehen. Er gehörte als Vorsitzender oder Vorstandsmitglied entsprechender kirchlicher Einrichtungen und sich der Wohltätigkeit und Armenpflege widmenden Vereinen an. 1871 wurde B. zum 2. Bürgermeister gewählt. Als zehn Jahre später der bisherige 1. Bürgermeister Gustav Hasselbach krankheitshalber zurücktrat, war der Weg für den zweiten Mann an die Magistratsspitze frei. Nicht unumstritten fand er letztlich ein Mehrheitsvotum in der Stadtverordnetenversammlung. Im Februar 1882 trat er sein Amt an. Ab September 1883 durfte er den Titel Oberbürgermeister führen. B. genoß in der Bürgerschaft hohes Ansehen. Auch als Vizepräsident des Preußischen Herrenhauses sowie des Provinzialsächsischen Landtages erwarb er sich Anerkennung. So wurde ihm der Titel Geheimer Regierungsrat verliehen. Die Amtszeit B.s fiel in die Jahrzehnte der Entwicklung Magdeburgs zur Großstadt. Die Beseitigung des gesamten inneren Festungsgürtels (1888), die Aufhebung von Rayonbeschränkungen sowie Eingemeindungen (Neustadt, Buckau 1886/87) weiteten das städtische Terrain bedeutend aus und führten zu einer bisher nicht gekannten Bautätigkeit (Wohnhäuser, Schulen, Straßen, Kanalisation). Die sprunghaft angestiegene Bevölkerungszahl – 1889 wohnten in Magdeburg 192.500 Einwohner – stellte an den Magistrat vielseitige Anforderungen. Kommunale Versorgungseinrichtungen entstanden (Schlacht- und Viehhof) oder wurden erweitert (Krankenhaus). Mit dem Ankauf der Rieselfelder in Körbelitz wurde die Abwasserfrage gelöst. Das Fürstenufer, die Vollendung der Zoll- und der Langen Brücke, Straßenverbreiterungen und -neuanlagen sowie die Einrichtung weiterer Straßenbahnlinien verbesserten die Verkehrsverhältnisse. Wichtige Bereiche der Stadtverwaltung wurden verselbständigt (Bibliothek, Archiv) oder neu geschaffen (Amt für Statistik). Seit 1854 Mitglied der Magdeburger Freimaurerloge “Ferdinand zur Glückseligkeit”, war B. 1887–95 deren hammerführender Meister. Er blieb bis zu seinem Tod im Amt und fand auf dem Südfriedhof seine letzte Ruhestätte.
Archivalien: StadtA Magdeburg: Archivalien und Dokumente
Bildquellen: Ferdinand Albert Wolter, Geschichte der Stadt Magdeburg, 1901, 287; *StadtA Magdeburg.
Manfred Wille