Hermann,
Otto Julius Theodor |
Nach dem Besuch des Domgymnasiums und der Handelsschule in Magdeburg nahm der Sohn des Karl H. eine Apothekerlehre in Bernburg auf. Anschließend studierte er in Göttingen, Berlin und Paris. Dort und in Thann vervollständigte er seine technischen Kenntnisse, um dann in die vom Vater geführte Königlich Preußische chemische Fabrik einzutreten. Mit der 1857 aufgenommenen Förderung von Steinsalz in Staßfurt ging eine allmähliche Umstellung des Betriebes einher; Siederückstände wurden immer weniger verarbeitet. Neben dem Ausbau der Sodafabrikation mit der zugehörigen Schwefelsäure- und Sulfatherstellung sowie der Produktion zahlreicher chemischer Präparate traten auch neue Erzeugnisse wie z. B. Superphosphat als Kunstdünger an die erste Stelle. H. strebte deshalb eine Erweiterung des Betriebes und die Übernahme der bislang fiskalisch genutzten Gebäude und Areale in eigenen Besitz an und stellte 1852 einen Kaufantrag. Da die Verhandlungen sich zerschlugen und zudem der Platz an der Saline knapp wurde, erwarb H. ausreichendes Gelände zwischen der damaligen Königstraße und der Elbe und verlagerte die Produktionsstätten dorthin. Die Einweihung der neuen Fabrik unter dem alten Namen Königlich Preußische chemische Fabrik am 28.06.1873 sowie die 1877 erfolgte Umwandlung in die Hermania AG erlebte er nicht mehr. Für seine Produkte erhielt das Unternehmen zahlreiche Medaillen auf Welt- und nationalen Gewerbe- und Industrieausstellungen. Trotz der unermüdlichen Arbeit für den Betrieb fand H. Zeit, sich öffentlichen Angelegenheiten zu widmen. Von seinen vielen Stiftungen seien eine ehemalige Kinderbewahranstalt und das frühere Schönebecker Krankenhaus genannt. Von 1848 bis 1862 gehörte er als Parlamentarier der liberalen Fraktion des Abgeordnetenhauses an. Aufgrund seiner angegriffenen Gesundheit beschäftigte H. sich seit 1862 mit Gartenbau und legte eine Mineraliensammlung an, die später der Technischen Hochschule Berlin geschenkt wurde. Sein Sohn Hans H. wurde nach seinem Tod neuer Leiter des Unternehmens.
Literatur: Wilhelm Schulze, Aus der Geschichte der Stadt Schönebeck, Ms. 1962, 485f. (StadtA Schönebeck: Bl. 524.4); 1797–1997. Vom Apotheker H. zur Hermania Dr. Schirm GmbH. 200 Jahre Chemische Industrie in Schönebeck, 1997, 17–23 (B).
Bildquelle: *StadtA Schönebeck.
Britta Meldau